Berufsanfänger mit falschen Vorstellungen
Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren haben sehr realistische Berufswünsche:
Astronaut ist out. Zwar wolle nach wie vor jedes sechste Kind Profifußballer werden, aber
gerade Ingenieur und Lehrer sind begehrte Karriereperspektiven. Ganz anders sieht es bei derzeitigen Berufsstartern und Arbeitnehmern aus: Hier geht die Vorstellung, welche Jobs Zukunft haben, weit weg von den realen Anforderungen der Wirtschaft. Nur die Hälfte der befragten Arbeitnehmer und Schulabgänger sieht im Ingenieur einen Job mit Zukunft.
Das geht aus den Ergebnissen der Studie Arbeitsmarkt 2011 Perspektive der Arbeitnehmer hervor, die im Frühjahr 2011 von der jobs in time holding GmbH beauftragt wurde. Die besten Perspektiven werden Jobs im Bereich IT-Services und Informatik (68,8 Prozent), in der Alten- und Krankenpflege (63,8 Prozent)
sowie dem Beruf des Arztes (62,1 Prozent) zugesprochen. Mit 54,6 Prozent liegt der Ingenieur deutlich dahinter.
Bestätigt werden diese Daten durch Ergebnisse der Allensbach Berufsprestige-Skala 2011: Nur 33 Prozent schätzen danach den Beruf des Ingenieurs. Demgegenüber sieht die Bedarfsprognose Arbeitslandschaft 2030 den Ingenieur auf Platz 3. Auch die
Zahlen der Industrie- und Handelskammern sprechen eine andere Sprache: Mit 90.400 unbesetzten Stellen im Bereich Engineering übertrifft die Nachfrage nach qualifizierten Ingenieuren Mitte 2011 die des Vorjahres um über 60 Prozent. Von diesem Fachkräftemangel besonders betroffen seien Unternehmen im Maschinen-
und Fahrzeugbau mit 29.200 offenen Stellen sowie die Elektro- (16.400) und Bauindustrie (8.500).
Mehr Aufklärung über Berufsbilder
Nur wenig Zukunftsfähigkeit sehen deutsche Schulabgänger und Arbeitnehmer in kaufmännischen Berufen wie Kauffrau/-mann im Einzelhandel, für Bürokommunikation oder Industriekauffrau/-mann mit durchschnittlich 20,8 Prozent. Und trotzdem ist es der am häufigsten gewählte Ausbildungsberuf. Bei jungen Frauen steht er auf Platz 1: Von 566.004 Auszubildenden (m/w) im Jahr 2009 wählten 138.562 eine kaufmännische
Ausrichtung.
Die Daten der Untersuchung Arbeitslandschaft 2030 zeigen deutlich, dass sich Deutschland immer mehr zum Hightech-Standort entwickelt, für den hochqualifizierte Spezialisten gefragt sind. Die Ergebnisse unserer Studie belegen demgegenüber, dass in der Bevölkerung eine ganz andere Wahrnehmung herrscht und die Vorstellungen nicht den Erfordernissen der Wirtschaft entsprechen, fasst Dr. Marcus Opitz die Widersprüche
zusammen. Hier ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Schulen, Kultusministerien, Bildungsträgern und der Wirtschaft gefordert, folgert der Geschäftsführer der jobs in time holding GmbH. Es bedürfe einer intensiven Aufklärung über Inhalte, Perspektiven und Karrieremöglichkeiten in den einzelnen Berufsfeldern, denn ohne begabte Techniker und Ingenieure gerät der Standort Deutschland in Gefahr. Gleichzeitig biete jede solide kaufmännische Ausbildung selbstverständlich interessante Perspektiven
auch wenn der Beruf wenig glamourös klingt.