Booster für Familienunternehmen
In unserer immer komplexer werdenden Welt können Unternehmen den Herausforderungen nicht mehr alleine begegnen. Ganz besonders dann nicht, wenn nie dagewesene Krisen vieles von dem hinfällig machen, was in der Vergangenheit noch bei der Überwindung dergleichen half. Man kann gar sagen, dass Alleingänge dem Erfolg schaden. Denn Unternehmen können es sich schlichtweg nicht leisten, jede Krise, jede neue Entwicklung oder jeden Trend selbst abzuwarten, zu analysieren und Fehler beim Ausprobieren zu begehen.

Gerade Familienunternehmen können immens davon profitieren, aus Erfahrungen und Fehlern anderer zu lernen und sich miteinander auszutauschen. Dies ist insbesondere hilfreich bei Herausforderungen wie der Digitalisierung, den Nachhaltigkeitsanforderungen oder der generellen Modernisierung der Organisation, die für alle Mittelstands- und Familienunternehmen relevant sind, unabhängig von Branche und Größe. Vor allem, wenn man sich die funktionellen Bereiche in einer Organisation anschaut – etwa die Personal-, Marketing-, Strategie- oder Innovationsabteilung –, dann sind die Zukunftsthemen, an denen man dort arbeitet, zu sehr großen Teilen identisch. Aufgrund dieser Deckungsgleichheit kann man sich gegenseitig hervorragend helfen, denn es gibt immer ein Unternehmen, das in einem bestimmten Bereich weiter ist als andere. Ein weiterer Faktor, der Kooperation positiv beeinflusst, ist die Tatsache, dass familiengeführte Unternehmen und Mittelständler jeweils über ein ähnliches Mindset verfügen: Sie denken vor allem langfristig, also nicht in Quartalszahlen, sondern in Generationen.
Bedeutung von Ökosystemen und Netzwerken
Was liegt also näher, als eine gemeinsame Plattform wie den „Maschinenraum“ zu schaffen, um Austausch und Kooperation in einem geschützten Raum zu ermöglichen? Der „Maschinenraum“ ist eine 2020 gegründete Initiative vom Mittelstand für den Mittelstand, entstanden aus der Transformationsgeschichte der Viessmann-Gruppe. Bereits heute haben sich rund 65 Familienunternehmen dem Innovations-Netzwerk angeschlossen, darunter Mann+Hummel, Fiege Logistik, Stihl und Mast-Jägermeister.

Was alle Maschinenraum-Mitglieder vereint, und damit jeden einzelnen Mitarbeitenden in den Unternehmen, ist eine geteilte Mission: die digitale und nachhaltige Transformation im eigenen Unternehmen durch Kooperation im Mittelstand voranzutreiben – durch Vernetzung, gemeinsames Lernen sowie das Teilen von Erfahrung, Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen. Der „Maschinenraum“ selbst agiert dabei als unabhängige, neutrale Plattform, die den Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern kuratiert und sie über Industrien, Themenbereiche und Hierarchien hinweg miteinander vernetzt. Tausende von Menschen vernetzen sich zu den gleichen essenziell wichtigen Themen, was Organisationen näher zusammenbringt als jemals zuvor.
Nährboden für weiterführende Zusammenarbeit
Menschen lernen von Menschen. Das Grundkonzept der Initiative basiert auf dem sogenannten Peer-to-peer-Learning, einer Lernsituation, in der sich Gleichgesinnte untereinander über Wissen, Ideen und Erfahrungen austauschen und so mit- und voneinander lernen. Ganz konkret findet dies im Rahmen von facilitierten Austauschformaten statt, die meist von einem Mitgliedsunternehmen gehostet werden, das sich mit einem gewissen Thema intensiv beschäftigt hat, Erfahrungen und Wissen teilen kann oder bewusst den Austausch sucht. Über 200 dieser Austauschformate zu Themen wie Nachhaltigkeit, Innovation oder Talent Management haben bisher stattgefunden, mehrere Tausend Mitarbeitende aus den Mitgliedsunternehmen haben daran teilgenommen. Ein solches Austauschformat ist oftmals der Startpunkt für mehr, denn die Kooperationsbereitschaft zwischen den Unternehmen steigt signifikant mit jedem weiteren inhaltlichen Berührungspunkt. Was vor allem auch an der gleichermaßen vertrauten wie professionellen Umgebung liegt, in der die Mitgliedsunternehmen zueinanderfinden.

Der regelmäßige Austausch zwischen den Organisationen schafft Vertrauen und auch die Erkenntnis, dass man sich nicht nur Wissen und Erfahrungen teilen kann, sondern auch Fähigkeiten und Ressourcen. So hat sich das „Maschinenraum“-Ökosystem in den vergangenen drei Jahren über den direkten Austausch zwischen Menschen weiterentwickelt und sich geteilte Fähigkeiten und Ressourcen aufgebaut, um einzelne Fachbereiche in den Unternehmen punktuell zu unterstützen:
- Kooperation schafft auch eine gemeinsame Sichtbarkeit der Familienunternehmen durch Presse- und Medienarbeit, da gemeinsame Erfolgsgeschichten erzählt werden können, die wiederum andere Unternehmen inspirieren, sich ebenfalls für Kooperation zu öffnen.
- Auch wenn wir auf die große Herausforderung des Fachkräftemangels schauen, können strategische Partnerschaften Großes bewirken, so lassen sich beispielsweise durch Hochschulpartnerschaften schon sehr früh Talente für eine Karriere in einem Familienunternehmen gewinnen. Im „Maschinenraum“ bestehen wertvolle Partnerschaften mit Hochschulen und Universitäten wie der ESCP Business School Berlin, WHU – Otto Beisheim School of Management, HHL Leipzig Graduate School of Management sowie der EBS-Universität für Wirtschaft und Recht.
- Ein weiterer Bereich ist das Thema Mitarbeiterbefähigung oder -weiterbildung. Wer im Maschinenraum aktiv ist, kann von geteilten Trainings- und Leadership-Programmen profitieren, an denen Mitarbeitende verschiedener Unternehmen gemeinsam teilnehmen. Dies funktioniert ganz pragmatisch, indem die Trainingskataloge der beteiligten Unternehmen übereinander gelegt werden und solche Trainings, bei denen es thematisch oder didaktisch sinnvoll ist, für alle geöffnet werden.
- Gezielt suchen die Mitgliedsunternehmen nach Co-Creation-Potenzialen in ihren oftmals komplementären Industrie- und Technologiefeldern. So passiert es, dass neue Ideen geschmiedet werden oder Joint Ventures zwischen den Mitgliedsunternehmen entstehen.
Das gegenseitige Vertrauen ist die Basis und die gemeinsame Plattform der Schlüssel dafür, dass sich das einzigartige „Maschinenraum“-Ökosystem Schritt für Schritt weiterentwickelt – nicht nach den Bedürfnissen von Dritten (etwa Politik, Beratungshäusern oder Universitäten), sondern nach den Bedürfnissen des Mittelstands.
Vorurteile abbauen
Obwohl es für Familienunternehmen aus den zuvor genannten Gründen von großem Vorteil sein könnte, miteinander zu kooperieren, tun sie dies leider noch viel zu selten. Während Start-ups sich häufig innerhalb ihres Netzwerks zusammenschließen, um gemeinsam an zentralen Herausforderungen zu arbeiten, haben Familienunternehmen Schwierigkeiten, diese Art der Zusammenarbeit aufzubauen. Geheimniskrämerei und Konkurrenzdenken halten sich hartnäckig, dabei geht es bei Kollaboration ja nicht darum, Wettbewerbsvorteile oder Geschäftsgeheimnisse miteinander zu teilen.
Glücklicherweise lösen sich diese Vorurteile zunehmend in Luft auf, vor allem der Generationenwechsel sorgt oftmals für mehr Offenheit. Denn Offenheit ist unabdingbar. Es geht darum, eigene Erfahrungen in der digitalen und kulturellen Transformation zu teilen, die guten ebenso wie die schlechten. Und das in einem vertrauensvollen Umfeld und ohne die Sorge, dass das Gegenüber – ob Kunde, künftige Mitarbeitende, Unternehmen aus komplementären Industrien oder Tech-Partner – diese Offenheit missbrauchen könnte. Dazu braucht es Partnerschaftlichkeit und Vertrauen, die Basis für tiefgreifende und langfristige Kooperationen.
Stimmen zur Initiative
Uwe Michaelis, Head of Innovation Management, DAW: „Wir profitieren sehr von den Austauschformaten, in denen Best Practices geteilt werden, von denen auch wir viel lernen können. Auch wenn es um die Evaluation neuer Ideen geht, sind wir durch die Kooperation im Netzwerk effektiver geworden – wir kommen sehr viel schneller zu klaren Entscheidungen, als wenn wir es alleine machen würden. Der Austausch ist immer auf Augenhöhe, immer vertrauensvoll, immer konstruktiv und zum allergrößten Teil zielführend. Zudem ist die Mitarbeit in Netzwerken wichtiger denn je, wenn es darum geht, Produkte oder Services von morgen zu entwickeln. Das geht nicht, wenn man sozusagen nur im eigenen Saft schmort.“
Philip Kwiotek, CEO der Innovationseinheit 5ahead / ELA Container: „Wir sind der festen Überzeugung, dass der Austausch mit anderen immer gewinnbringend ist. Und damit meine ich vor allem das Feedback, das man bekommt, wenn man seine Ideen teilt. Wir wollen schließlich lernen – gemeinsam. Und keine Frage, es arbeiten viele schlaue Köpfe im eigenen Unternehmen. Aber es gibt auch woanders schlaue Köpfe, warum das Potenzial nicht auch anzapfen, indem man sich austauscht und bestenfalls kooperiert?“
Andreas Balla, CEO, Murtfeldt: „Die Kooperation innerhalb des ‘Maschinenraums‘ ist für uns eine unglaublich tolle Chance, dass Wissen geteilt wird, dass wir voneinander lernen und gemeinsam die Zukunft gestalten können. Und ebenso geht es natürlich auch darum, unser Wissen an andere weiterzugeben.“
Martina Schlottbom, Head of People & Culture Last Mile & Digital Services sowie Prokuristin, Fiege: „Der Austausch mit anderen geschieht im ‘Maschinenraum‘ immer auf Augenhöhe, absolut hierarchieübergreifend. Es ist ganz egal, mit wem man kooperiert, alle sind sehr offen und gehen sehr fair miteinander um, sodass man sich auch traut, Dinge anzusprechen, die vielleicht nicht so gut laufen und zu denen man gerne Impulse von anderen hätte. Das funktioniert wunderbar.“
Clara Sasse, Vorstand Dr. Sasse Group: „Besonders im Mittelstand geht es darum, dass wir gemeinsam unsere Energien bündeln. Netzwerke wie der ‘Maschinenraum‘ sind dafür optimal geeignet, weil man sich hier in einem gewissen Setting austauschen und von Best Practices lernen und sich weiterentwickeln kann.“