Blickpunkt
Die News Oktober 2022

Das bessere Selfmarketing

Zielgerichtet zur erfolgreichen Personenmarke

Mal ehrlich: Was halten Sie von "Selbstdarstellern"? Von Menschen, die ständig nur über sich selbst sprechen? Sinngemäß: Ich weiß, wie’s läuft und erkläre dir Dummerchen, was du zu tun hast, um dich erfolgreich zu vermarkten. Haben Sie diese Leute dick? Ich auch.

Stephan Raif
Lesezeit: ca. 7 Minuten
MarinaTP / shutterstock.com

Trotzdem gehöre ich dazu. Ich mache seit über zehn Jahren nichts anderes, als mich in den Medien zu zeigen und andere anzuleiten, das ebenso zu tun. Warum? Weil es funktioniert. Das ist Personal Branding, wie ich es mag – vor allem, ohne anderen dabei auf die Nerven zu gehen. Ganz im Gegenteil, ich möchte andere für mein Thema begeistert. Das bin ich auch: begeistert. Immer noch. Am Ende des Artikels sind Sie es ebenfalls, versprochen.

Begeisterungsfähigkeit ist ein Markenkernwert

Ich bin jemand, der sich schnell für Gutes und andere Menschen begeistern kann. Das gehört zu mir und deshalb ist es ein wertvoller Kernwert meiner Marke, meiner Personal Brand. Ich schaffe es leicht, andere zu begeistern. Nicht selten gewinne ich gerade deshalb meine Kunden. Dieser Kernwert gehört zu mir wie süßer Senf auf die Weißwurst. Als guter Personal-Branding-Berater kann ich ihn in meiner Kommunikation sichtbar machen. So, dass ihn andere wahrnehmen können – ohne zu sagen: Übrigens, ich bin begeisterungsfähig.

Das ist der feine Unterschied zwischen Personal Branding und Selbstdarstellung. Das können nicht alle Kolleginnen und Kollegen gut vermitteln. Tatsächlich gibt es viele Tiefflieger, die „irgendetwas mit Personal Branding“ anbieten und mit der Ahnungslosigkeit von marketingfernen Menschen spielen. Das halte ich für gefährlich, denn eine Personal-Branding-Beratung kostet Geld. Viele können nur einmal investieren. Hilft die Beratung nicht weiter, sind das Geld und die Zeit dafür futsch.

Wie man durch den Berater-Dschungel navigiert

Das Dumme ist, dass man als Laie schlechte von guten Beratern nur schwer unterscheiden kann. Deshalb schildere ich meine persönliche Sicht, wie man die Spreu vom Weizen trennen kann.

Die berufliche Historie beachten

Ein Indiz für mich ist die berufliche Herkunft des Beraters beziehungsweise der Beraterin. Personal Branding ist aus meiner Überzeugung ein Marketing- und Markenthema. Da ist es schon sinnvoll, wenn man sich in diesem Feld bereits ein paar Jahre professionell aufgehalten hat – sei es in einer Werbe-, PR-Agentur oder Marketingabteilung eines Unternehmens. Mir stehen oft die Haare zu Berge, wenn ich nachsehe, was andere vorher gemacht haben, bevor sie Personal Branding für sich entdeckten. Da gibt es alles von Bänkern über Versicherungsverkäufer bis hin zu Handwerkern. Jemand mit ein paar Jahren Marketingerfahrung weiß, wie man eine Marke aufbaut und medial sichtbar macht, hat Beispiele dafür und idealerweise eine gute Methodik.

Das Selfmarketing beurteilen

Wer zu Personal Branding eine Beratung verkaufen möchte, sollte selbst fit darin sein und es in Form des eigenen Personal Branding nachweisen können. Stellen Sie sich einfach die folgenden Fragen:

  • Wie sind Sie auf die Persönlichkeit aufmerksam geworden? War das durch einen von der Person selbst verfassten Beitrag, Artikel, Video oder Podcast? Wenn ja – bingo! Ist das Umfeld stimmig, ob dieser Berater oder diese Beraterin im richtigen Teich fischt? CEOs auf Instagram zu akquirieren, halte ich beispielsweise für wenig sinnvoll. Nebenan bei LinkedIn läuft’s besser.
  • Wirkt das Marketing authentisch und überzeugend? Fallen Sie in diesem Zusammenhang nicht auf Phrasen herein. Inspiriert Sie der Content des Beraters oder wirkt das phrasenhaft und aufgesetzt? Wiederholen sich die Argumente anderswo oder ist es wirklich eigener Content?
  • Passt der Inhalt zum Beratungsthema?
  • Können Sie durch das Personal Branding Rückschlüsse über die Persönlichkeit selbst ziehen? Welche persönlichen Eigenschaften vermuten Sie? Ist die Person nahbar? Könnten Sie sich vorstellen, von ihr verstanden zu werden und mit ihr auf Augenhöhe zu arbeiten?
  • Welche Expertise wird vermittelt? Gerade im Personal Branding gibt es aus meiner Sicht einige Missverständnisse. Beispielsweise glauben manche, sich ausschließlich auf einer Business-Plattform, etwa auf LinkedIn, zu präsentieren, ist gutes Personal Branding. Das ist jedoch nur die halbe Miete, denn es gibt viele Menschen, die keinen Account auf LinkedIn oder Xing besitzen. Die kann man besser via Google, Youtube oder gar persönlich auf Veranstaltungen erreichen.
  • Last but not least: Hat die Persönlichkeit eine eigene Methodik, die sie darstellen und erklären kann? Oder wirkt das Programm angelesen und nicht wirklich durchdacht?

Bitten Sie zudem um Referenzen. Alleine an der Reaktion sehen Sie, ob etwas dahintersteckt oder nicht. Zugegeben, das sind fast alles weiche Faktoren. Vertrauen Sie hier Ihrem Bauchgefühl. Das ist im Zweifel treffsicherer als Ihr Kopf. Wenn der Berater gefunden ist, wie sieht dann eine gute Zusammenarbeit aus? Das ist auch völlig unterschiedlich. Ob durch persönliche Beratung, Online-Programme oder Masterclasses – es gibt jede Form der Zusammenarbeit, je nach Geldbeutel und Zeitkontingent.

Wie eine typische Personal-Branding-Reise aussieht

Wieder erzähle ich gerne aus dem eigenen Nähkästchen. So mache ich das und kann Ihnen versichern, dass es läuft. Genauso sehen die Schritte aus, bis Sie sich ein gutes Personal Branding erarbeitet haben. Ich nenne das die Personal-Branding-Reise, die alle wichtigen Stationen beinhaltet, die sich alle Personenmarken erarbeiten dürfen – ob mit oder ohne Unterstützung. Personal Branding ist erst einmal keine Raketenwissenschaft. Das sieht man an der Abbildung, mit der ich mein Vorgehen meinen Neukunden erläutere – von der Zielfindung über die Strategie hin zur eigenen Marke. Da hake ich gerne ein: die eigene Marke. Denn genau die Persönlichkeit als Marke ist für mich einer der Schlüsselpunkte für gute Vorbereitung zum Personal Branding. Früher war es in den Werbeagenturen mein tägliches Brot, die Markenbeschreibungen der Produkte und Dienstleistungen zu studieren, bevor man ein neues Produkt in den Markt einführt. Undenkbar ohne diese Markenbeschreibung. Wie sonst könnte ich gute Kommunikation kreieren, die zur Marke passt? Stellen Sie sich vor, Sie müssten Babynahrungsgläschen vermarkten und wüssten nicht, dass die Babynahrung komplett auf natürlichen Inhaltsstoffen basiert, wie bei der Marke eines bekannten Babynahrungsherstellers in Bayern. Sie würden zielsicher die falschen Botschaften kreieren. Genauso ist es bei uns Menschen. „Du bist ja ’ne Marke“, haben Sie sicher schon einmal gehört. Personen sind auch Marken, die mit klaren Botschaften kommunizieren sollten. Das Schöne dabei: Sie haben schon alles, was eine Marke braucht. Das will nur noch gut und passend beschrieben werden.

Die Personal-Branding-Reise Stephan Raif

Was alles zur Marke gehört

Ich nutze hierfür ein eigenes Markenmodell. Vergleichbare Modelle hat jede gute Agentur – ähnlich aufgebaut mit kreativen Namen, etwa Markenlenkrad oder Brand Navigator. Ich beschreibe Ihnen die verschiedenen Elemente, damit Sie sich für Ihre Personal Brand Gedanken machen können.

Markenkernwerte

Sie drücken Ihre Persönlichkeit aus. Das ist das, was die meisten von Ihrer Familie, Freunde, Kollegen und Kunden leicht bei Ihnen erkennen. Dabei sind die positiven Werte interessant, da man vermutlich nur seine Schokoladenseite zeigen möchte. Ich beschreibe sie gerne mit Adjektiven wie kreativ, hinterfragend, kontaktfreudig, analytisch oder neugierig. Entscheiden Sie sich für maximal fünf oder sechs Werte, die ganz typisch für Sie sind. Damit lässt sich dann arbeiten.

Einwortwert

Das ist so eine Art Super-Markenkern. Der absolut passende Wert für Sie. So wie Porsche immer sportliche Autos baut. Sportlich könnte der klare Einwortwert dieser Marke sein. Welcher ist es bei Ihnen?

Die eigene Persönlichkeit als Marke Stephan Raif

Positionierung

Beantworten Sie sich einfach die Frage: Was tun Sie für wen? Diesen Positionierungssatz hat einst David Ogilvy geprägt. Ein Top-Werbemann und Gründer einer international agierenden Agenturkette. Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Positionierungssatz so klar wie möglich formulieren. Keine Aufzählung von Möglichkeiten, sondern klar festgelegt auf möglichst eine klare Tätigkeit und eine Kernzielgruppe.

Visionäres Ziel

Wer eine klare Vorstellung von seinen Zielen und Wünschen hat, wird sie leichter erreichen. Deshalb ist eine Vision davon empfehlenswert. Denken Sie hier nicht zu klein, sondern formulieren Sie eine attraktive Vision, die Sie gerne in ein paar Jahren erreichen wollen. Diese Vision dient als Ihr Fernziel, Ihr Leuchtturm, um die kommunikative Navigation dahin nicht zu verlieren.

Markenstory

Jeder hat eine Geschichte, die er oder sie erzählen kann. Das ist nicht der Lebenslauf oder der Job, sondern eine kleine Story, die Ihre Positionierung aufgreift, ein Angebot für die Zuhörer beziehungsweise Leser macht und einen Hinweis auf weitere Informationen gibt – ein typischer Elevator Pitch also. Es ist eine gesprochene oder geschriebene Vorstellung einer Idee oder eines Angebots mit dem Ziel, das Gegenüber neugierig zu machen. Die eignet sich gut für Vorstellungsrunden oder für Infotexte bei Social-Media-Plattformen.

Mit einer kompletten Markenbeschreibung haben Sie festgelegt, wie Sie Ihr Produkt, nämlich sich selbst, langfristig und authentisch vermarkten können. Nun brauchen Sie bei der Zielgruppe nur noch eine gute mediale Sichtbarkeit. Der Rest kommt von ganz alleine.

Ultimativer Trick, um erfolgreich zu werden

Es gibt ihn doch, den ultimativen Tipp, der hilft, Selfmarketing erfolgreich zu betreiben, um seine Ziele zu erreichen: Bleiben Sie dran! Personal Branding und Kommunikation im Allgemeinen funktioniert über Kontinuität. Schnell geht es meistens nichts. Der Kommunikationsaufbau, die Sichtbarkeit und die Menschen, die einem folgen, wachsen mit der Zeit. Geben Sie nicht auf, auch wenn Sie glauben, keiner bemerkt Sie. Das stimmt nicht. Es dauert nur ein wenig. In diesem Sinne: Alles Gute und viel Erfolg mit Ihrem Personal Branding.

www.personal-brands.com

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