Direkte Gespräche mit Entscheidern
Seit 17 Jahren gibt es den Karrieretag Familienunternehmen. Im April findet das Event in der 30. Auflage statt. Zeit, gemeinsam mit Mit-Initiator Stefan Klemm, dem Inhaber von "Der Entrepreneursclub", auf das Erfolgskonzept des Formats zu blicken.

Eröffnung des 23. Karrieretags Familienunternehmen durch Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Trumpf-Gruppe.
Welches Erfolgsgeheimnis steckt hinter dem Karrieretag?
Wir haben uns nach dem Start 2006 relativ schnell auf das fokussiert und das optimiert, weswegen sowohl Unternehmensvertreter als auch Kandidaten zum Karrieretag kommen: Um gemeinsam „face to face“ ins Gespräch zu gehen – und das am besten direkt zu konkreten Karrierechancen. Um das gegenseitige Kennenlernen möglichst verbindlich zu gestalten, haben wir eine Bewerbervorauswahl eingebaut. Damit gleichen wir bereits im Vorfeld die Anforderungsprofile der anwesenden Familienunternehmen mit den Lebensläufen der Bewerber ab. Durch die dadurch entstehende hohe Verbindlichkeit kommen auch hoch- und höchstrangige Unternehmensvertreter auf den Messetag. Darin besteht ein klarer USP für die Kandidatinnen und Kandidaten.
Welches Highlight aus den vergangenen Jahren ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Wir motivieren stets alle Kandidaten, auch proaktiv auf die Firmen zuzugehen und nicht nur auf die angebotenen Einzelinterviews zu reagieren. Auf genau diese Weise konnten wir vor einigen Jahren ein Start-up im Sport-Marketing-Bereich sozusagen „anstiften“. Gegründet wurde dieses von einem Kandidaten sowie einem Unternehmer aus dem Lebensmittelsektor, die sich beide auf dem Karrieretag locker kennengelernt hatten. Dieses Unternehmen wurde letztes Jahr zum „Unicorn“, – also zu einem Unternehmen mit mindestens einer Milliarde-Euro-Bewertung.

Wie hat sich das Event im Laufe seines Bestehens verändert?
Nach einer anfänglichen Lernkurve und einigen Versuchen, zum Beispiel von parallelen Vortragsangeboten bis hin zur Abend-Messe-Party, haben wir relativ schnell verstanden, dass sich die Besucher tatsächlich auf den Kern dessen, wofür sie teils sogar international anreisen, fokussieren wollen: Darauf, sich kennenzulernen und über Jobs zu sprechen. Insofern hat sich das Format über die vergangenen Jahre im Grunde nicht sehr verändert. Es gab eher kleinere Anpassungen, die einem veränderten, allgemeinen Businessduktus geschuldet sind – etwa die Lockerung des Dresscodes.
Wie läuft der Bewerbungsprozess für High Potentials ab?
Man bewirbt sich über die Website www.karrieretag-familienunternehmen.de und erstellt nach dem Login einen Kurz-Lebenslauf. Dieser Lebenslauf ist nicht nur wichtig für die Vorauswahl, sondern insbesondere, um Eingang ins CV-Book zu finden, das allen Partnerunternehmen im Vorfeld zur Verfügung gestellt wird. Es bildet den jeweiligen Talent-Pool, aus dem Unternehmen dann Kandidaten gezielt herausgreifen und zu Einzelinterviews einladen. Hier arbeiten wir übrigens gerade an einer Verbesserung der User Experience, etwa zur Bewerbung über Mobilgeräte.

Wie hoch ist die durchschnittliche Erfolgsquote der Familienunternehmen bei der Gewinnung von begehrten Fach- und Führungskräften?
Wir können die tatsächlichen Vermittlungen nicht vollständig nachverfolgen. Auf jedem Karrieretag finden etwa 1.000 vorterminierte Einzelinterviews und viele tausend Spontangespräche statt. Teils bauen sich die Firmen über die Zeit auch eigene Talent-Pools auf, aus denen dann – teils noch Jahre später – rekrutiert wird. Von den Rückmeldungen der Kunden ausgehend, sprechen wir im Schnitt von rund drei bis vier unmittelbaren Rekrutierungen pro Messeteilnahme. Es werden mitunter aber auch bis zu zehn oder sogar mehr Trainees rekrutiert. Neben der Besetzung konkreter Stellen ist für die Firmen auch die Steigerung der überregionalen Bekanntheit wichtig. Obwohl viele davon Weltmarktführer in ihrem Segment sind, werden sie dennoch als solche auf dem Arbeitsmarkt eher nur lokal und regional wahrgenommen.

Mit welchen Soft und Hard Skills konnten die Familienunternehmen High Potentials in den vergangenen Jahren besonders überzeugen?
Der Wunsch der Generationen Y und Z beziehungsweise der Millennials geht eindeutig in Richtung Nachhaltigkeit, nicht nur hinsichtlich von Produkten, sondern auch, was die Art und Weise betrifft, wie ein Unternehmen geführt wird. Im Gegensatz zu früher steht heute nicht mehr unbedingt die Maximierung des Einkommens an Platz eins. Vielmehr möchte man „Impact erzeugen“ und einen sichtbaren Wertbeitrag leisten – sehr gerne mit einer guten Arbeitsatmosphäre und im Team. Diese Merkmale als Arbeitgeber erfüllen Familienunternehmen quasi generisch.
Welche Voraussetzungen müssen Familienunternehmen erfüllen, um am Karrieretag teilnehmen zu können?
Teilnehmen können Familienunternehmen aus allen Branchen und grundsätzlich in jeder Größe. Je nachdem, wie hoch der Anteil der akademischen Fach- und Führungskräfte in einem Unternehmen ist, ergibt die Teilnahme meistens ab einer Umsatzgröße von etwa 150 Millionen Euro Sinn. Wir dürfen aber auch kleinere Familienunternehmen zu unseren Kunden zählen, etwa Spezialberatungen oder Tochterunternehmen großer Familienunternehmen, die größenmäßig darunterliegen, aber dennoch hochinteressante Karrierechancen bieten.