Energie & Umwelt
Die News Mai 2022

Ein entscheidender Faktor

Nachhaltigkeit eröffnet neue Chancen

Der Druck auf Unternehmen steigt, mehr in Nachhaltigkeit zu investieren. Doch blanker Aktionismus hilft nicht weiter. Wir brauchen vielmehr eine ganzheitliche Transformation zur Nachhaltigkeit, und zwar jetzt.

Prof. Oliver Herkommer
Lesezeit: ca. 4 Minuten
DedMityay / shutterstock.com, giSpate / shutterstock.com

Die Zero-Emission-Fabrik

Nachhaltigkeit wird zum „New Normal“. Klimaschutz, Treibhausgasneutralität und umweltfreundliches Agieren sind die zentralen Themen, die von der Agenda vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken sind. Hinzu kommen jetzt auch geopolitische Einflüsse auf die Energieversorgung, die bisher nur im Zusammenhang mit Lieferketten eine Rolle gespielt haben. Unternehmen werden immer mehr daran gemessen, welchen Beitrag und welche Verantwortung sie für Umwelt, Menschenrechte und Gesellschaft leisten. Nachhaltigkeit wird damit zum wettbewerbsentscheidenden Faktor.

Egal ob Kunden, Stakeholder oder Regulierungsvorgaben – der Druck auf Unternehmen wächst von allen Seiten, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit ernsthaft und glaubwürdig auseinanderzusetzen. Und das nicht zuletzt wegen des im Jahr 2019 verabschiedeten European Green Deal, mit dem der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft in Europa realisiert werden soll, und der Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen soll.

Gesamte Wertschöpfungskette im Blick

Klima- und Industriepolitik müssen erfolgreich ineinandergreifen. Dazu brauchen wir innovative Technologien, marktgerechte Anreize und effiziente Steuerungsinstrumente entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ziel ist die Treibhausgasneutralität von Unternehmen. Das heißt, insbesondere die Produktion sollte in all ihren Facetten möglichst umweltfreundlich sein. Heutzutage eine neue Fabrik zu planen und zu bauen, ohne das Themenfeld Nachhaltigkeit bedacht zu haben, entspricht nicht dem Geist der Zeit. Bei einem Neubau auf der grünen Wiese ist es ein Leichtes, ein nachhaltiges Gebäude zu errichten – hier sollte jedoch mit rund 25 Prozent Mehrkosten gerechnet werden. Herausfordernder, aber nicht weniger machbar, ist die umweltfreundliche Umrüstung eines Bestandsgebäudes. Dieses „Green Brownfield“ ist nachhaltiger als ein Neubau, lässt sich allerdings nur mithilfe eines energetischen Masterplans erreichen.

Ein besonderes Augenmerk gilt darüber hinaus dem gesamten Spektrum der Lieferkette: Beispielsweise bei E-Fahrzeugen, die ausschließlich mit Strom aus regenerativen Energien betrieben werden, sind 90 Prozent der Treibhausgasemissionen auf die Kaufteile zurückzuführen. Unternehmen, die Nachhaltigkeit glaubhaft umsetzen möchten, sollten sich daher mit folgenden Fragen beschäftigen: Wie sieht ein CO2-optimiertes Design von Produkten aus? Wie kann der CO2-Fußabdruck in der eigenen Produktion optimiert werden? Wie kann sowohl bei der vor- als auch nachgelagerten Supply Chain CO2 reduziert werden? Und wie wird dem Lieferkettengesetz Rechnung getragen?

Drei Stellhebel einer nachhaltigen Transformation

Die drei Stellhebel einer nachhaltigen Transformation sind Fokussierung, Transparenz und Authentizität. Die Fokussierung bildet dabei die Grundlage. Ist die Entscheidung gefallen, ein Unternehmen nachhaltig zu transformieren, braucht es eine klare Linie, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Unternehmen müssen sich entscheiden und bei der Veränderungsmethode bleiben, die sie für richtig erkannt haben. Im Transformationsprozess ist Transparenz unabdingbar. Entscheider brauchen Einblick in den Ist-Stand sämtlicher Prozesse. Gleichzeitig liegt es in ihrer Verantwortung, dass vollständige Transparenz für die Belegschaft hergestellt und aufrechterhalten wird. Ob beim Eintritt in neue Produktthemen und Märkte oder bei der Umsetzung von Innovationen und Mitarbeiterideen, bei der Entscheidung von Standortfragen oder der Bewertung von potenziellen Auswirkungen auf die Marktentwicklung. Zu guter Letzt braucht es eine authentische Persönlichkeit oder – besser noch – eine ganze Führungsebene mit einer gemeinsamen Mission, welche für das Unternehmen und dessen Transformation einstehen. Große und nachhaltige Erfolge haben immer etwas mit einer Faszination zu tun, die über einen bloßen Produktnutzen weit hinausgeht.

Nachhaltigkeit pur: das Zero-Emission-Solardach ILTVART / shutterstock.com, ALEX_UGALEK / shutterstock.com

Zusätzlich zu diesen drei Stellhebeln spielt auch das Change-Management eine wesentliche Rolle auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen. Unternehmensziele lassen sich nur durch den Einsatz und das Engagement jeder einzelnen Person erreichen. Daher ist es besonders wichtig, die gesamte Belegschaft über alle Hierarchieebenen hinweg kontinuierlich einzubinden. Nachhaltige Transformation braucht neue Führungsmethoden und -kompetenzen und vor allem auch mehr Diversität.

Transformation von heute auf morgen?

Das Thema des treibhausgasneutralen Unternehmens oder der „Zero Emission Company“ mag auf den ersten Blick komplex erscheinen. Durch Proportionierung der Aufgaben und die Clusterung in Themengebiete werden die Herausforderungen greifbar und Lösungen leichter implementierbar. Denn eines steht fest: Wenn wir unsere Erde weiterhin so ressourcenignorant behandeln, dann haben unsere Kinder keine Zukunft mehr. Das wird langsam allen bewusst. Unternehmen können nicht von heute auf morgen treibhausgasneutral und nachhaltig werden – auch das ist allen klar. Dazu bedarf es einer langfristigen Strategie und damit verbunden eines energetischen Masterplans, der allerdings über Jahrzehnte umgesetzt werden muss.

Aber agieren wir in vielen Bereichen nicht viel zu zögerlich? Nachhaltige Transformation muss aus meiner Sicht zwei Versprechen erfüllen: Die Veränderung muss zum einen selbst nachhaltig sein und zum anderen auch nachhaltig Bestand haben. Wir brauchen keinen Aktionismus, sondern glaubhafte Transformation. Nachhaltigkeit muss deshalb Teil der DNA eines Unternehmens werden und ganzheitlich realisiert werden. Lassen Sie uns gemeinsam die Umsetzung nachhaltiger Lösungen als Chance begreifen und uns auf den Weg machen.

Kurz vorgestellt

Die Ingenics AG ist eine internationale Unternehmensberatung für die Transformation und Digitalisierung von Geschäftsmodellen, Produkten und Prozessen. Seit über 40 Jahren ist das Unternehmen branchenübergreifender Partner mit Expertise in Strategie-, Prozess- und Organisationsberatung sowie Umsetzung und Softwarelösungen. Ingenics versteht sich als Experte und Impulsgeber im Bereich der digitalen Transformation und entwickelt innovative Industrie-4.0-fähige Lösungen mit Zukunftspotenzial. Im Fokus steht ein nachhaltiger Ansatz für den Erfolg der Kunden.

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