Gezieltes Management von Marktpreisrisiken
Expect the unexpected! Das Jahr 2022 steht wie kein anderes in der jüngeren Geschichte für das Auftreten von Ereignissen, die so kaum oder gar nicht erwartet (oder befürchtet) wurden. Selten waren so viele "schwarzen Schwäne" zur gleichen Zeit sichtbar wie aktuell. Es liegt auf der Hand, dass die Vielzahl von Marktpreisrisiken sich massiv auf die Ergebnislage von Familienunternehmen auswirkt. Umso wichtiger wird dabei ein wirkungsvolles Management von Marktpreisrisiken.

Die Preise für Vormaterialien sind in den vergangenen Monaten extrem gestiegen.
Markpreisrisiken umfassen alle exogenen Preisentwicklungen, die ein Unternehmen selbst nicht beeinflussen kann. Konkret fallen darunter die Rohstoffpreise von Vormaterialien, Fremdwährungspreise und Zinsen.
Mögliche Gefahren im Blick haben
In den vergangenen zwölf Monaten ist die Inflationsrate mit zuletzt zehn Prozent auf den höchsten Wert seit siebzig Jahren gestiegen. Die Einstandssätze der Banken für langfristige Finanzierungen sind mit zeitweise mehr als drei Prozentpunkten so stark gestiegen wie lange nicht. Der US-Dollar ist gegenüber dem Euro so teuer, wie seit mehr als zwanzig Jahren nicht. Es braucht nur wenige Beispiele, um zu zeigen, dass die Preisentwicklungen auf den oben genannten Märkten den Gewinn und Cashflow direkt beeinflussen – ganz unabhängig von der Leistung der Mitarbeitenden oder des Managements. Extreme Entwicklungen wie Kriege, Naturkatastrophen oder Pandemien können Rahmenbedingungen und Marktpreise dermaßen verändern, dass der gesamte Jahresertrag oder im schlimmsten Fall der Fortbestand des Unternehmens gefährdet wird. Man bezeichnet dies heute als „VUCA-Phänomen“. Wir leben in einer Welt, die volatiler, unsicherer, komplexer und mehrdeutiger ist. In dieser unsicheren und sich rasant verändernden Welt werden Faktor-Preisentwicklungen dynamischer und immer schwerer prognostizierbar („Black Swan als Norm – nicht mehr als Ausnahme“). All dies hat einen unmittelbaren Einfluss auf Unternehmenserfolg, Cashflow, Liquidität und Unternehmenswert. Daher ist es die Pflicht der Führung von Familienunternehmen sowie der Aufsichtsorgane, mögliche Risiken im Blick zu haben, deren Auswirkungen zu kennen und zu quantifizieren, sowie gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Identifizieren, klassifizieren, quantifizieren
Um die Auswirkungen von Marktpreisrisiken auf den Unternehmenserfolg abschätzen zu können, ist in logischen Schritten vorzugehen. Familienunternehmen sollten sich im ersten Schritt einen Überblick verschaffen und für Transparenz sorgen. Dabei sind die relevanten Risiken und Chancen zunächst zu identifizieren. Welchen exogenen Preisrisiken ist das Unternehmen ausgesetzt? Beispiele hierfür sind Preise etwa von
- Vormaterialien und Rohstoffe,
- Währungen,
- Energie,
- Zinsen und
- Personal.
Im zweiten Schritt sollte sodann die Wirkungsrichtung der Risiken klassifiziert werden:
- Welchen konkreten Einfluss haben zum Beispiel Rohstoff-Preisentwicklungen auf den Unternehmenserfolg?
- Sind etwa Zinserhöhungen gut oder schlecht für unser Ergebnis?
- Wirkt sich eine Stärkung des US-Dollars positiv auf unser Ergebnis aus?
Im dritten Schritt müssen die Risiken quantifiziert werden: Um Risiken greifbar und beurteilbar zu machen, sollten Szenario-Berechnungen erstellt werden – und zwar möglichst „prognose-frei“ und objektiv gewählt, zum Beispiel eine Auf- oder Abwertung des US-Dollars um jeweils zehn Prozent ad-hoc (über Nacht). In der anachließenden Szenarioanalyse werden dann die Risiken unabhängig von deren Eintrittswahrscheinlichkeit gemessen; eine Abwägung erfolgt im Anschluss durch das Management. Ebenso ist eine Messung der Auswirkungen extremer Entwicklungen zu empfehlen, etwa
- ein starker Zinsanstieg von drei Prozent und mehr,
- eine norme Wechselkursänderung von mehr als 20 Prozent oder
- starke Schwankungen am Beschaffungsmarkt, etwa ein Rohstoffkostenanstieg von 50 Prozent und mehr.
Ziel ist es, bestandsgefährdende Risiken zu identifizieren und abzusichern. Die detaillierte Szenarioanalyse sollte vor allem Bezug auf wichtige Steuerungsgrößen und Finanzkennzahlen nehmen, etwa EBITDA, Gewinn, Liquidität, Verschuldungsgrad und Eigenkapitalquote.
Sicherungsstrategie definieren
Sind die Risiken und Chancen identifiziert und quantifiziert, geht es um das richtige Management der Marktpreisrisiken. Im Zentrum stehen dabei die Fragen, welche Risiken das Unternehmen tragen kann (und will), welche nicht tragbar sind und welche Risiken gar existenzgefährdend sind. Daraus folgen die Definition einer geeigneten Sicherungsstrategie, die Identifikation geeigneter Sicherungsinstrumente und die Suche nach und Verhandlung mit geeigneten Partnern für die Umsetzung der Sicherungs- und Hedgingstrategie. Um für Externe, etwa Wirtschaftsprüfer, oder auch neue Mitarbeitende die Sicherungsgeschäfte nachvollziehbar zu gestalten, empfiehlt sich eine entsprechende schriftliche Dokumentation. Hieraus sollten das jeweilige Sicherungsgeschäft, das Grundgeschäft, die Sicherungsbeziehung sowie der gewünschte Absicherungseffekt festgehalten werden.
Ein fortlaufender Prozess
Aus dem zuvor skizzierten Prozess entwickelt sich eine bewusste Entscheidung der Share- und Stakeholder eines Unternehmens, welche Risiken abzusichern sind und welche bewusst getragen werden. Besonders wichtig ist dabei, dass es sich dabei nicht um einen einmaligen, sondern wiederkehrenden Prozess handelt. Marktpreisrisiken müssen regelmäßig betrachtet werden. Das Management von Marktpreisrisiken sollte in einen Regelkreislauf überführt werden. Die Durchführung der oben genannten Schritte wird dabei in festgelegten Zyklen wiederholt, zum Beispiel mindestens zweimal pro Jahr. Ich empfehle dabei, die Entscheidungsfindung und die Prozessverantwortlichen im Rahmen eines Risikomanagement-Handbuchs klar zu definieren. Des Weiteren sollten sämtliche Parameter und Verantwortlichkeiten schriftlich fixiert und dokumentiert sein. Sehr oft haben sich dabei die Einbindung externer Experten und deren Meinung als vorteilhaft erwiesen, um eine unabhängige und nicht interessengesteuerte Betrachtung zu erhalten.
Kurz vorgestellt
Unabhängigkeit ist finanzierbar! Diesem Leitspruch folgt die Knöll-Finanzierungsberatung seit 2011 und hat sich seitdem erfolgreich als ein führendes Beratungshaus für inhabergeführte Unternehmen in Deutschland etabliert. Knöll bietet sowohl dem Unternehmen als auch der Inhaberfamilie individuelle und unabhängige Lösungen. „Die Anlässe hierfür sind so vielfältig und einzigartig wie jedes Familienunternehmen“, sagt Gründer André Knöll. Ganz gleich, ob es sich um Wachstum, Zukauf, Veränderung in der Gesellschafterstruktur, Nachfolge oder um eine Anschlussfinanzierung handelt. Als Navigator führen die Experten durch den gesamten Kosmos der Unternehmensfinanzierung und sorgen mit stabilen und langfristigen Architekturen für eine konsequente und effektive Steuerung des Finanzierungsprozesses, an dessen Ende die erfolgreiche Umsetzung der Finanzierung steht. Die individuell auf die Kundenanforderungen ausgerichteten Leistungen der Berater decken das komplette Spektrum der Unternehmensfinanzierung ab. Dabei haben die Berater stets aktuelle Trends des Banken- und Kapitalmarkts im Blick. Die Knöll-Finanzierungsberatung ist an den Standorten Hamburg, Augsburg und Frankfurt am Main vertreten und berät erfolgreiche Familienunternehmen im gesamten deutschsprachigen Raum.