Standpunkt
Die News Mai 2022

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Ein Standpunkt von Prof. Rainer Kirchdörfer

Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen, auch für die deutsche Wirtschaft, rufen den Staat auf den Plan. Vielleicht gilt es bald, Energie zuzuteilen und bestimmte Unternehmen oder Lieferketten als systemrelevant zu definieren. Doch wann werden wir wieder zu einem Konzept zurückkehren, das auf Eigenverantwortung setzen kann und individuelle Freiheiten schützt?

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Prof. Rainer Kirchdörfer ist Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.

Schon die Corona-Pandemie hatte zu einer Vielzahl staatlicher Eingriffe und Lenkungsmaßnahmen geführt. Und gut zehn Jahre zuvor wurde der Staat in der Finanzkrise gebraucht, um Banken zu stabilisieren – und das Vertrauen der Investoren in die Zukunft. Gleichzeitig wuchs das Misstrauen gegenüber den Kräften des Marktes. Staatliche Umverteilung, aktive Industriepolitik und eine überbordende Klimaschutz-Bürokratie genießen hohe Popularitätswerte.

Viele junge Menschen scheinen sich den fürsorglichen Staat geradezu herbeizusehen, trotz oder sogar wegen seiner dirigistischen Übergriffe. Die Akteure der Wirtschaft sollen in Ketten gelegt werden. Die Vorbehalte gelten nicht nur Großkonzernen, sondern oft auch Familienunternehmen, obwohl soziale Verantwortung und Weitsicht, Heimatverbundenheit und Innovationsstärke Teil ihrer DNA sind.

„Staatlicher Dirigismus betäubt das lebendige Unternehmertum.“

Familienunternehmen müssen sich mehr und mehr mit der Erfüllung bürokratischer Erfordernisse und deren gewaltigen Kosten beschäftigen. Es geht um neue Auflagen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, um neue Berichtspflichten wie die künftige Nachhaltigkeitsbilanzierung – nun auch für nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen. Nicht zu vergessen: das praxisferne dirigistische Monster wie die Taxonomie.

Eingriffe marktkonform gestalten

Der politische Handlungsbedarf ist zwar nicht in Abrede zu stellen. Es gibt gute Gründe für politische Eingriffe im Umwelt- und Klimaschutz, bei der Frage der Menschenrechte oder in der öffentlichen Daseinsvorsorge. Doch es gilt, staatliche Bedingungen und Eingriffe marktkonform zu gestalten. Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut gemacht. Eine engmaschige Steuerung der Unternehmen führt zu Überforderung, ohne dass die gewünschten Ziele erreicht werden. Preissignale sind die große Stärke der Marktwirtschaft. Staatliche Eingriffe müssen mit der Nutzung marktwirtschaftlicher Prozesse und mit Anreizen verbunden werden. Der Markt ist ein besseres Entdeckungsverfahren als jede noch so kluge Behörde.

Zu Recht regiert auch hierzulande nicht immer nur die unsichtbare Hand des Marktes. Die soziale Marktwirtschaft zielt auf Ausgleich und Schutz derer, die sich nicht selbst helfen können. Der Staat greift ein, wenn der Markt versagt oder wenn makroökonomische Krisen aus dem Ruder laufen. Doch es gibt eine Grenze. Staatlicher Dirigismus betäubt das lebendige Unternehmertum – und gefährdet damit den Wohlstand unseres Landes.

Prof. Rainer Kirchdörfer

www.familienunternehmen.de

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