„Ich brenne für das, was ich tue“
Immer mehr junge Unternehmerinnen und Nachfolgerinnen sind äußerst aktiv, wenn es darum geht, eine eigene Personenmarke aufzubauen. Dazu zählt auch Isabel Grupp, Nachfolgerin und Mitglied der Geschäftsleitung der Plastro Mayer GmbH. Im Interview legt sie dar, warum ihr das Thema so am Herzen liegt.

Isabel Grupp ist Geschäftsführerin der Plastro Mayer GmbH.
Wieso ist Personal Branding Ihrer Meinung nach nicht nur für Unternehmer, sondern gerade auch für Unternehmerinnen besonders wichtig?
Unternehmerinnen, Nachfolgerinnen oder Gründerinnen sind im Vergleich zu den Männern in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch sehr stark unterpräsentiert. Erst in den vergangenen Jahren hat sich hier einiges bewegt. Es ist wichtig, dass eine Frau ihre kommunikativen Stärken nutzt und auf ihre eigene Art und Weise zeigt, dass sie unternehmerisch aktiv ist und wofür ihre Person steht. Damit lassen sich Sichtbarkeit und Attraktivität merklich steigern. Gerade wenn man, wie es bei mir der Fall ist, aus der Zuliefererbranche kommt und vieles nur im B2B-Bereich abläuft, ist es von Vorteil, eine authentische Personal Brand zu haben, um etwa Fach- und Führungskräfte auf sich aufmerksam zu machen.
Wo sehen Sie für Unternehmerinnen besondere Herausforderungen auf dem Weg zur erfolgreichen Personenmarke?
Speziell für Unternehmerinnen und Nachfolgerinnen aus der MINT-Branche und anderen von Männern dominierten Bereichen ist es wichtig, mit fachlich kompetenten Beiträgen zu überzeugen, sei es in den sozialen Medien, auf Veranstaltungen oder innerhalb des Unternehmens. Personenmarken, die es geschafft haben, durch ihre fundierte Fachkompetenz „ins Rampenlicht“ zu gelangen, bleiben meiner Erfahrung nach sehr viel länger im Zentrum des Geschehens als jemand, der sich beispielsweise ausschließlich dem Lifestyle verschrieben hat. Ich selbst lege auf die Kommunikation meiner fachlichen Expertise größten Wert, möchte da auch als Vorbild für andere Frauen und Mädchen vorangehen. Als Speakerin im Namen der Plastro Mayer GmbH auf Wirtschaftskongressen und anderen Veranstaltungen habe ich da bereits einiges für mich, unser Familienunternehmen und generelle Anliegen in Sachen Unternehmertum platzieren können.
Sie sind darüber hinaus auch auf LinkedIn und Instagram sehr aktiv. Zudem engagieren Sie sich im Landesvorstand Baden-Württemberg des Verbands „Die Jungen Unternehmer“. Welche Vor- und Nachteile bringt ein solches Sichtbarsein für Sie, aber auch die Plastro Mayer GmbH mit sich?
Sichtbar zu sein und für seine Werte als Unternehmerin oder Unternehmer in der Öffentlichkeit einzustehen, macht häufig den Unterschied zu anderen Wettbewerbern. Ich sehe es sogar als immens wichtige Aufgabe und soziale Verantwortung eines Unternehmers, bestimmte Themen, die einem im „Tun“ ausbremsen, etwa die Überbürokratisierung, öffentlich zu platzieren und an den Pranger zu stellen. Die meisten Unternehmer agieren leider ausschließlich im eigenen Unternehmen, stecken wenig Energie in das Wirtschaftsgeschehen als Ganzes. Wenn aber jeder nur nach sich schaut, können wir meiner Meinung nach in Summe nicht besser werden.
Sichtbarkeit wirkt sich bei uns sowohl auf das Employer Branding nach innen und außen – Stichwort Recruiting –, aber auch auf die Kundenakquise sehr positiv aus. Ich zeige mit meiner Personal Brand beispielsweise, dass wir ein sehr agiles Unternehmen sind. Zudem möchte ich mit meiner Personal Brand auch einen Mehrwert für die Gesellschaft generieren.
Es kann mitunter für den einen oder anderen aber natürlich auch stressig werden, überall präsent und transparent zu sein. Mich belastet das aber bisher nicht, da ich als Unternehmerin sowieso dauerhaft für das Unternehmen mit voller Leidenschaft da sein muss. Ich brenne für das, was ich tue. Mir macht es einfach Spaß, mich als Unternehmerin einzubringen. Ich sehe alles in Summe als meine Aufgabe.
Spannend finde ich es zudem, dass man als Person, die in der Öffentlichkeit für bestimmte Dinge einsteht, sowohl an den Für-, aber vor allem auch an den Widersprechern wächst – vorausgesetzt, der Dialog findet auf einer sachlichen und fachlichen Ebene statt. Wer also eine These raushaut, muss auch eine Gegenthese zulassen und andere Sichtweisen akzeptieren können. Da ergibt sich für mich auch das eine oder andere Learning. Anders ist es natürlich, wenn die sachliche Ebene verlassen wird.

Worauf legen Sie im Kontext Personal Branding besonderen Wert?
Mir ist wichtig, dass ich authentisch bleibe, mich nicht verbiege, um einem gerade angesagten Trend gerecht zu werden. Es muss eben mein eigener Weg sein, den ich auch immer wieder korrigieren darf. Ich finde es ganz furchtbar, wenn jemand einer anderen Person nacheifert und versucht, diese möglichst eins zu eins zu kopieren. In einer männlich dominierten Branche, wie die, in der ich mich bewege, möchte ich darüber hinaus meine Weiblichkeit zum Ausdruck bringen. Denn Frauen können auch mit ihren Fähigkeiten punkten, auch wenn das nicht dem entsprechen mag, was Männer tun würden. Ich gehe alles, was mir am Herzen liegt, daher mit viel Leidenschaft an.
Viele junge Unternehmer und Unternehmerinnen wirken vor allem auf LinkedIn und Instagram sehr nahbar, weil sie nicht nur Einblicke ins Berufliche, sondern teils auch ins Private erlauben. Wie sehen Sie das Thema beziehungsweise wie meistern Sie diese Gratwanderung?
Das muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden, wie viel einer von sich preisgibt. Ich mache nur das, bei dem ich mich noch wohlfühle. Dabei versuche ich, das Geschäftliche und Gesellschaftsrelevante in den Fokus zu stellen. Natürlich sind die Leute wahnsinnig daran interessiert, wie eine Unternehmerin privat lebt, wo sie in den Urlaub geht, welche Restaurants sie besucht oder welchen Hobbys sie nachgeht. Einen privaten Einblick erlaube ich hin und wieder – das ist für mich okay.
Wie ist Ihr Eindruck: Schießen da manche übers Ziel hinaus?
Es gibt sicher welche, die über das Ziel hinausschießen. Gerade Nachfolgerinnen und Nachfolger sollten ihr Tun in den sozialen Medien immer wieder auch kritisch hinterfragen und versuchen, Klischees wie „Die Sprösslinge der Unternehmer leben in Saus und Braus“ nicht auch noch zu bedienen. Aber es gibt eben doch ein paar, die das tun. Und das wirft dann leider auch ein schlechtes Bild auf diejenigen, die jeden Tag wirklich hart arbeiten, um ihre Familienunternehmen in eine sichere Zukunft führen zu können. Daher finde ich es wichtig, dass Letztere sich viel stärker in den sozialen Medien positionieren, lauter und ein Stück weit transparenter werden. Die Vorbildrolle darf man aus meiner Perspektive heraus nicht unterschätzen.
Welche Tipps haben Sie speziell an Unternehmerinnen, wenn es darum geht, eine nachhaltige Personenmarke aufzubauen?
Wer bestimmte Werte kommuniziert, muss sie auch leben. Unternehmerinnen und Unternehmer, die beispielsweise Nachhaltigkeit als einen ihrer Kernwerte definiert haben, können diese Werte in ihren Firmen nicht ignorieren. Man muss also wirklich authentisch sein und bleiben. Nur so ist man glaubwürdig, kann nachhaltiges Vertrauen aufseiten der Adressaten aufbauen. Gelebte Werte sind das Fundament für eine erfolgreiche Personal Brand.