Personalmanagement
Die News März 2023

Internationalität macht sexy

Als Arbeitgeber attraktiver werden

Internationalität steigert die Attraktivität eines Arbeitgebers – und das nicht erst seit heute. Denn diesen Einblick in die Wünsche und Motivationen von Berufseinsteigern, der im Juli 2022 als Resultat einer Arbeitsmarktumfrage der IZ bestätigt wurde, hielt 2016 bereits eine langfristig angelegte und von der Stiftung Familienunternehmen in Auftrag gegebene Studie der TU München als eines der maßgeblichen Resultate fest.

Julia Antoine
Lesezeit: ca. 7 Minuten
Peri / photodesign buhl

Bereits damals stuften 75 Prozent der befragten jungen Talente sowie Fach- und Führungskräfte eine internationale Ausrichtung ihres Arbeitgebers als „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“ ein. Fast zwei Drittel der High-Potentials zeigten sich sogar offen, für den Job vorübergehend in ein außereuropäisches Land zu ziehen. Bei ihren Bewertungen unterschätzen sie jedoch meist die Unternehmensgruppe der Familienunternehmen gewaltig. „Das Klischee des auf die Heimatregion beschränkten Familienunternehmens ist noch nicht verschwunden“, bedauerte damals Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen, bei der Vorstellung der Studie im Rahmen des „Karrieretags Familienunternehmen“. „Dabei haben gerade große Familienunternehmen ein fest verankertes Standbein in Deutschland und ein sehr agiles Spielbein in der Welt. Gerade die großen Familienunternehmen bieten die sonst selten anzutreffende Chance, durch eine internationale Aufgabe mehr Freiheit mit mehr Verantwortung zu verbinden“, betonte er.

Der Sprung in die Karriere

Zu diesen zählt zum Beispiel das Unternehmen Peri, international einer der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen, mit mehr als 9.300 Mitarbeitenden und deutlich mehr als 240 Lagerstandorten in über 70 Ländern. Das Unternehmen bietet seiner Belegschaft verschiedene Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt an. „Short-Term“-Assignments für drei bis sechs Monate oder „Long-Term“-Assignments mit bis zu fünf Jahren Laufzeit geben im Anschluss die Möglichkeit, entweder in die Heimat zurückzukehren oder den Auslandsaufenthalt unbefristet zu verlängern. Im Rahmen von internen Transfers finden unbefristete Wechsel zu anderen Peri-Gesellschaften statt. Diese Optionen bieten Mitarbeitenden Entwicklungschancen in dreifacher Hinsicht: sowohl persönlich, interkulturell, als auch natürlich fachlich.

Das unterstreicht auch Stefan Klemm, Gründer und Inhaber des Entrepreneurs Clubs, von Deutschlands erstem Employer Branding- und Jobportal „Karriere im Familienunternehmen“ sowie Mitinitiator des „Karrieretags Familienunternehmen“: „Ein Auslandsaufenthalt ist ein echtes Karrieresprungbrett und qualifiziert für eine Führungsposition. Wir stellen bei den Führungskräften einen starken Trend zu internationalen Karrieren fest, weshalb viele Bewerber gezielt eine Herausforderung im Ausland sowie international aufgestellte Arbeitgeber suchen.“ Dieser Chancen war sich auch Stefanie Rambock bewusst. Sie begann ihre Karriere 2016 im Headquarter Weißenhorn und arbeitet derzeit als Head of Customer Service in Halmstad bei Peri in Schweden. Sie lockte vor allem die Möglichkeit, sich gleichzeitig beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Als größte Herausforderung bezeichnet sie das Verstehen und Annehmen von kulturellen Eigenheiten. Nur mit genug Sprachkenntnis und Interesse für Land und Leute kann diese gemeistert werden, so ist sie überzeugt. Ghada Sayegh ist sogar bereits am dritten Peri-Standort angekommen. Vor allem die mit ihren Wechseln einhergehenden Karrierechancen, aber auch ihr generelles Interesse an anderen Kulturen, haben die gebürtige Libanesin auf ihrem Weg von Peri-Katar über Dubai bis nach Sydney in Australien geführt, wo sie heute bei einer Tochtergesellschaft des Familienunternehmens als Marketing-Managerin arbeitet. Viel von der Welt zu sehen, bedeutete für sie Abenteuer und Chance zugleich, da sie ihre Komfortzone verlassen musste, um sich auf neue Perspektiven einlassen zu können.

Das Familienunternehmen B. Braun setzt auf Vielfalt und Internationalität, um Herausforderungen in einer immer komplexer werdenden Welt besser meistern zu können. B. Braun

Globaler Austausch als Schlüssel zum Erfolg

Der Perspektivwechsel bringt aber nicht nur den Mitarbeitenden Entwicklungschancen. Auch die Familienunternehmen profitieren von den Auslandsentsendungen: Um in Zeiten der Globalisierung Schritt zu halten, gilt es, Wachstumsmärkte zu erobern, deutsche Industriestandorte auch außerhalb Europas zu besetzen und diese auch zu bedienen. Markt- und Kundennähe – darauf kommt es an. Es sind die lokal ansässigen Beschäftigten, die mit ihrem Wissen um jeweilige kulturelle Besonderheiten und Ansprüche Bedürfnisse dort befriedigen können, wo sie entstehen. Zunehmende Dezentralisierung macht es darüber hinaus aber absolut notwendig, auch dem Aufbau globaler Netzwerke besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Beim Kasseler Familienunternehmen Technoform, das auf die Extrusion von thermoplastischen Kunststoffprofilen spezialisiert ist, arbeiten über 1.600 Beschäftigte an 45 Produktions- und Vertriebsstandorten weltweit, außer in Deutschland zum Beispiel in Polen, Frankreich, Italien, Spanien, Dubai, China, den USA, in Singapur und Neuseeland. Bewusst wird hier in der Struktur von internationalen, länderübergreifenden Teams konstant an Produkten, Prozessen und Themen gearbeitet. Das sichert die Einhaltung von Standards, gemeinsamen Rahmenbedingungen und Benchmarks. Globaler Austausch ist der Schlüssel zum Geschäftserfolg. Bei Technoform pflegt man diesen im Arbeitsalltag auch durch Besuche internationaler Messen oder Konferenzen sowie durch sich wiederholende, größere interne Meetings an wechselnden Standorten. Für Trainees, Auszubildende, jüngere Mitarbeitende und auch Mitarbeiterkinder gibt es ein internationales Austauschprogramm zwischen den Standorten. Internationale Qualifizierungsprogramme greifen beispielsweise beim Aufbau neuer Werke. Erfahrene Mitarbeitende werden für einen gewissen Zeitraum entsandt, um Strukturen vor Ort zu etablieren, während gleichzeitig neue Beschäftigte an anderen Standorten in Prozesse eingearbeitet und qualifiziert werden. Die Internationalität des Unternehmens wird damit von Anfang an erlebbar, weltweit gleiche Standards sind garantiert. Es ist ein Wechselspiel, in dem alle voneinander lernen und dabei gleichzeitig durch Perspektivwechsel „über den Tellerrand“ blicken und ihren Horizont erweitern. Als zusätzliche Initiative findet, ganz jenseits des Arbeitsalltags, seit 2006 alle vier Jahre der „Technoform World Cup“ statt, bei dem sich Teams aller Standorte für mehrtägige Wettkämpfe treffen: für eine Förderung von interkulturellem Austausch, von Vernetzung und zur Stärkung der globalen Unternehmenskultur durch gemeinsames Erleben.

Beim Familienunternehmen Technoform gibt es für Trainees, Auszubildende, jüngere Mitarbeitende und auch Mitarbeiterkinder ein internationales Austauschprogramm zwischen den Standorten. Technoform

Internationalität als Ressource

Doch Internationalität und Diversität in gemischten Teams wirken auch in noch weiterer Hinsicht als wesentliche Grundvoraussetzung für Zukunftsfähigkeit. Der Tagesspiegel widmet sich in seinem Artikel zu einer Studie mit dem Titel „Je unterschiedlicher die Mitarbeiter, desto besser“ der Tatsache, dass Vielfalt im Unternehmen nicht nur den Mitarbeitenden nutzt, sondern vor allem auch innovationsverstärkend wirkt und so auch den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens befördert. „Arbeiten Menschen zusammen, die allesamt ähnlich aussehen, ähnlich denken und leben, ergibt sich ein enormes Problem (…). In Zeiten, in denen sich so viel verändert wie im Moment, ist das fatal. Firmen müssen sich fundamental erneuern – und als Schlüssel dazu werden häufig Teams gesehen, die durch ihre Andersartigkeit zu neuen Ideen kommen, anstatt das Wohlbekannte fortzuführen“, so heißt es hier. Ein heterogenes Team beleuchtet eine Fragestellung, Anforderungen und die Sinnhaftigkeit, beispielsweise bei der Produktentwicklung, aus verschiedenen Perspektiven und wird damit gleichzeitig auch den heterogenen Bedürfnissen eines zunehmend globalen Marktes besser gerecht.

Anna Maria Braun, CEO bei B. Braun, einem weltweit führenden Familienunternehmen im Bereich Medizintechnologie mit mehr als 300 Tochtergesellschaften in 64 Ländern und über 66.000 Mitarbeitenden, betont diesen Vorteil ausdrücklich: „In einer zunehmend komplexen Welt wie auch im Gesundheitssektor lassen sich Herausforderungen am besten lösen, wenn wir unterschiedliche Perspektiven, Meinungen, Erfahrungen und Lebensweisen integrieren. Deshalb sind Vielfalt insgesamt, und Internationalität als ein Aspekt davon, für uns sehr wertvoll.“ Die Bedeutung von globaler Zusammenarbeit nimmt in einer dynamischen und sich schnell verändernden Welt stetig zu. Als weltweit agierendes Unternehmen sind internationale Entsendungen und der Austausch von Mitarbeitenden für die B. Braun SE von entscheidender Bedeutung, um das Versprechen „Sharing Expertise“ zu realisieren. Nur so begreift man Internationalität als die Chance und Ressource, die sie für das Unternehmen sein kann. Für Philip Klein, der im Controlling aufseiten des Konzerns tätig ist, erfüllte sich dadurch der Wunsch, einmal für B. Braun in einer ausländischen Tochtergesellschaft zu arbeiten. Er wechselte auf die Seite, die zuvor seinen Kollaborationspartner bildete und gewann wichtige Einsichten für seine zukünftige Arbeit, zurück im Konzern. „Mein Hauptantrieb, ins Ausland zu wollen, war primär beruflich bedingt. Da ich vorher immer in Konzernfunktionen mit unseren Ländern weltweit zusammengearbeitet habe, wollte ich einfach verstehen, Teil einer Länderorganisation zu sein. Damit hatte ich das Ziel, meine zukünftige Arbeit im Headquarter weiter zu verbessern. Durch die Entsendung in die USA hatte ich die perfekte Möglichkeit, die Stühle zu wechseln und eine neue Perspektive zu bekommen“, berichtet Philip Klein.

Bedeutung für den Standort Deutschland

Damit ist Internationalität eine Grundvoraussetzung für Unternehmen, sobald es darum geht, die Potenziale der Globalisierung ganz auszuschöpfen. Sie ermöglicht Wachstum und Erfolg durch gewünschte Markt- und Kundennähe, umfangreiche Anwenderkenntnisse, gesteigerte Innovationskraft durch diverse Teams sowie die erfolgreiche weltweite Implementierung von Unternehmenswerten und Mitarbeiterbindung. Internationalität hat deswegen auch im Feld des Recruitings fest Einzug genommen und bildet auch hier eine der maßgeblichen Stellschrauben, sowohl hinsichtlich der Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels als auch bei der Regulierung des vorherrschenden Fach- und Führungskräftemangels. Bei Peri schreibt man bewusst Stellen in den Bereichen IT und Ingenieurswesen für das Headquarter in Weißenhorn international aus. Hierzulande sei es einfach schwierig, genug Fachkräfte zu bekommen, erklärt Corinna Schwarz, Human Ressource Development. Ausländische Mitarbeitende werden bei ihrer Ankunft tatkräftig durch Sprachkurse und bei der Wohnungssuche unterstützt. B. Braun hingegen verweist darauf, ganz generell, also nicht nur als Folge des demografischen Wandels und des Fach- und Führungskräftemangels, international zu rekrutieren, aktuell zum Beispiel Pflegepersonal für die Dialysezentren in Deutschland im Schwerpunkt aus den Philippinen, Indien und Mexiko. Offene Stellen werden hier immer auch auf internationalen Plattformen beworben, oder im Rahmen von „Active Sourcing“ internationalen Bewerber nahegebracht. Man tut gut daran, gleich in mehrfacher Hinsicht. Der Dreiklang von Offenheit, Diversität und Internationalität wird für die exportorientierte Wirtschaft zur Grundlage ihres Geschäfts. Peri setzt auf Internationalität und rückt dieses Thema als Ausrichter des Karrieretags Familienunternehmen am 28. April 2023 ebenfalls in den Fokus.

www.karrieretag-familienunternehmen.de

www.karriere-familienunternehmen.de

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