Gesundheit & Fitness
Die News September 2020

Kein Alibi-Thema: BGM

Support der Führungsriege ist essenziell für die Mitarbeitergesundheit

Ohne Commitment von oben ist es reine Zeit- und Ressourcenverschwendung: "Betriebliches Gesundheitsmanagement als Alibi-Thema, das funktioniert nicht," bringt es BGM-Experte Marcus Lauk auf den Punkt. Der Berater und Redner betreut neben Unternehmen und Behörden auch Einzelpersonen wie stark eingespannte Manager und Führungskräfte. Dadurch hat er alle beteiligten Ebenen stets im Blick.

Sabine Mack
Lesezeit: ca. 5 Minuten
Pasuwan / Shutterstock.com

„Geht der Wunsch zu Vorträgen und Workshops zum Thema Mitarbeitergesundheit von der Chefetage aus, macht es das von Beginn an leichter“, weiß Lauk aus eigener Erfahrung. Aber auch wenn der Betriebsrat oder ein anderes Mitarbeitergremium das Thema initiiert, gilt es, die Führungsetage mit ins Boot zu holen. Grundlegende Fragen sollten bereits vor dem Start von Maßnahmen mit der Geschäftsführung geklärt werden. Beispiele: Was motiviert das Unternehmen, in BGM zu investieren? Was verspricht sich der Betrieb konkret? Welchen Wert hat dieses Engagement für das Unternehmen, beispielsweise in Bezug auf Investition und Budget? Woran erkennt das Unternehmen, dass es sich gelohnt hat? „Dabei sollte auch klar werden, dass Betriebliches Gesundheitsmanagement kein Selbstläufer ist. Es braucht die aktive Unterstützung der Geschäftsführung, um erfolgreich sein zu können“, ergänzt der Gesundheitsexperte.

Von der Vaterfigur zum Surferboy?

Beim Führungsstil spielt die eigene Persönlichkeit eine entscheidende Rolle. Das kann Lauk nur bestätigen: „Man mag zwar über seinen eigenen Schatten springen und dazulernen, aber aus einer Vaterfigur mit traditionellem Anstrich wird kaum ein hipper Jungmanager mit Surfbrett im Büro. Das ist aber auch gar nicht notwendig. Was Führungskräfte überzeugt, genauso wie den einzelnen Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz, sind Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Das gilt auch für Maßnahmen zur Gesundheitsförderung im Betrieb.“

Wer selbst aktiv ist, überzeugt andere leichter. New Africa / Shutterstock.com

Was, wenn man nicht selbst für das Thema Gesundheit brennt? Oder die notwendige Zeit fehlt? Dann kann es helfen, die Mitarbeitergesundheit in die Hände einer Führungskraft zu legen. Eine Galionsfigur, die sich mit dem Thema identifiziert und zur aktiven Teilnahme motiviert ist, überzeugt auch die Mitarbeiter. „Dazu gehört, dass ich dem Zuständigen die notwendige Entscheidungsbefugnis einräume und ihm freie Bahn lasse. Auch dann, wenn ich selbst einmal eher eine andere Ansicht vertreten würde,“ so Lauk.

Wenn Mitarbeiter aufblühen

Welche Rolle spielt dabei das Führungsverhalten im Unternehmen? „Führung gestaltet den Rahmen, in dem sich die Mitarbeiter bewegen,“ so Lauk. Werteorientiertes Führungsverhalten hilft, den Krankenstand abzusenken und die Leistungsfähigkeit zu verbessern. „Ein solcher Führungsstil betrachtet die Stärken und Kompetenzen der Mitarbeiter, um diese fördern zu können.“

Gesundheitsphilosoph und BGM-Experte Marcus Lauk Marcus Lauk

Marcus Lauk erklärt das wie folgt: „Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Sack voller Weizenkörner. Sie teilen die Saat in zwei Hälften. Die Erste säen Sie in fruchtbaren Boden. In regelmäßigen Abständen gießen, düngen und pflegen Sie das Feld; die zweite Hälfte verteilen Sie auf einen kargen, unwirtlichen Acker und kümmern sich nicht weiter darum. Nach ein paar Monaten schauen wir uns das Ergebnis an. Auf dem einen Acker recken sich die prallen Ähren stolz der Sonne entgegen, während auf dem anderen ein paar traurige Hälse schlapp oder geknickt zur Seite hängen.“ Und für diese aktive Gestaltung des „Arbeitsum“-Feldes sind wiederum die Führungskräfte verantwortlich: „Sie legen den Nährboden für das gesundheitliche Aufblühen ihrer Mitarbeiter.“

Mittendrin statt nur dabei

„Die Übernahme von Verantwortung für mein Team bedeutet auch Verantwortung für die Gesundheit der Kollegen. Und dazu gehört für Führungskräfte insbesondere das Thema Selbstmanagement. Denn um andere gesund führen zu können, muss man sich selbst führen können. „Ziele setzen, Prioritäten schaffen, zwischen Phasen der An- und Entspannung wechseln, Stressoren erkennen und richtig damit umgehen – das sind Punkte, die gerade für Mitarbeiter mit Verantwortung entscheidend sind. Damit aus arbeitsbedingter Anspannung keine stressbedingte Dauerüberlastung wird,“ erläutert Marcus Lauk.

Für ihn ist klar: „Wenn man mit dem eigenen Stresslevel überfordert ist, wird es schwierig, den eigenen Teammitgliedern gegenüber ein gutes Vorbild zu sein. Mehr noch: „Oft leidet dann auch der Umgangston. Die Mitarbeiter haben das Gefühl, der Druck wird ungefiltert durchgereicht,“ so Lauk. Es gelte zuallererst den eigenen Kompass auf Kurs zu bringen. Seminare zum Thema Selbstmanagement sind nicht umsonst eines der Sternchenthemen für gestresste Führungskräfte. Das hier Gelernte eignet sich dabei auch perfekt, um es an die eigenen Mitarbeiter in der Abteilung weiterzugeben – durch Praxis im Unternehmensalltag, aber beispielsweise auch durch einen gemeinsamen Workshop im jeweiligen Team.

Kurskontrolle mit dem Langlebigkeitskompass

Marcus Lauk rät Führungskräften, regelmäßig einen mentalen Zwischenstopp einzulegen. „Prüfen Sie, ob Sie sich noch auf Kurs befinden. Ein guter Zeitpunkt hierfür ist alle drei Monate. Innerhalb dieser Zeit können Sie messbare Veränderungen erreichen. Und sollten Sie vom Weg abgekommen sein, lässt sich die Richtung mit wenig Aufwand korrigieren.“

Greifen Sie zu Stift und Papier und malen Sie einen Kreis mit vier gleichen Teilen wie bei einer „Pizza quattro stagioni“, die Sie mit den Begriffen Ernährung, Bewegung, Psyche und Umfeld beschriften. Wie läuft es in diesen Bereichen? Bewerten Sie nach einer Skala von 1 bis 10. Dabei bedeutet 10 „alles großartig“ und 1 steht für „total katastrophal“. Sollten Sie meinen, dass Sie sich ideal ernähren und nichts mehr verbessern können, geben Sie sich die Bestnote. Falls Sie nichts anderes als Tiefkühlpizza und Hamburger in sich hineinstopfen, sehen Sie der 1 todesmutig ins Auge. Sie kommen privat gar nicht mehr aus den Sportschuhen heraus? Oder haben Sie sich vor mehreren Jahrzehnten das letzte Mal freiwillig bewegt? Negativen Stress kennen Sie nur vom Hörensagen? Oder stehen Sie schon morgens am Rande des Nervenzusammenbruchs? Ihre Familie gibt Ihnen Sicherheit, Ihr Beruf ist Ihre Berufung? Oder würden Sie Ihre einsame, freudlose und prekäre Existenz am liebsten umtauschen? Sobald Sie diese Fragen – ohne Eile und wirklich ehrlich – beantwortet haben, zeichnen Sie Ihren individuellen Kompass. Je höher die Zahl, die Sie sich in einem der Bereiche gegeben haben, desto voller der Quadrant.

Sie müssen nicht überall Spitzenwerte schaffen! Halten Sie die vier Bereiche auf einem guten Niveau, mit dem Sie zufrieden sein können, und gleichen Sie starke Schwankungen aus. Das hält sie auf Kurs und gesund. Wer sich privat viel bewegt, kann in Hochphasen dann mit gutem Gewissen etwas Zeit abzwacken, um diese in ein besseres Stressmanagement zu investieren. Wer Defizite im Bewegungsbereich hat, der fährt seine Teilnahme an Sportangeboten im Betrieb hoch und powert sich dort aktiv aus, ohne Umweg ins Fitnessstudio, usw.

Mit dem Langlebigkeitskompass behält man Belastungen und Ressourcen im Blick. Marcus Lauk / 100 Jahre erfüllt leben

Zur Person

Marcus Lauk ist Autor, Redner, Gesundheitsexperte und Weltreisender. Sein Know-how gibt er in Büchern, Vorträgen und Workshops weiter, um Unternehmen und Mitarbeiter zu begeistern. Er gehört zu den 100 Erfolgstrainern in Deutschland und Österreich, wurde bereits mit dem German Speaker Award ausgezeichnet (www.marcus-lauk.de).

Kontakt: ml@marcus-lauk.de

Quelle

Marcus Lauk; Steinalt und Kerngesund: 100 Jahre erfüllt leben: www.100jahre-leben.de/; Zugriff am 15.06.2020

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