KI auf dem Vormarsch
Mit der Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz können immer mehr Anwendungen und Arbeitsschritte in Unternehmen automatisiert und verbessert werden. Der IT-Dienstleister Datev hat jetzt mit Partnern eine Forschungsinitiative auf den Weg gebracht, um unternehmensinterne Suchmaschinen zu optimieren.

Drohnen steuern sich selbst, Autos fahren autonom und Roboter erledigen einen Großteil der Arbeit – so oder so ähnlich stellen sich viele die Zukunft mit künstlicher Intelligenz vor. Doch KI spielt keineswegs nur in spektakulären Zukunftsszenarien eine Rolle, sondern ist längst in unserem Alltag angekommen: beim Entsperren des Smartphones mit der Gesichtserkennung, mit der Autokorrektur beim Tippen von Nachrichten oder personalisierter Werbung beim Surfen. Und auch im Büroalltag können KI-Technologien viele Tätigkeiten erleichtern. Prozessüberwachungsfunktionen oder Assistenzsysteme zur Automatisierung von Arbeitsschritten sind in vielen Unternehmen bereits im Einsatz. Ein neues Projekt zu künstlicher Intelligenz soll die Arbeit im Unternehmen nun noch effizienter machen: Der IT-Dienstleister Datev eG hat gemeinsam mit der Intrafind Software AG und der TH Deggendorf die Forschungsinitiative „Semiardid“ zur Verbesserung unternehmensinterner Suchmaschinen ins Leben gerufen.
Semantischen Suche verbessern
Suchmaschinen mithilfe von künstlicher Intelligenz ein besseres Textverständnis beizubringen, aber gleichzeitig hohe Datenschutz-Standards aufrechtzuerhalten – das ist das große Ziel, an dem Datev-Spezialistinnen und -Spezialisten im Rahmen des Projekts gemeinsam mit ihren Partnern nun arbeiten. Denn was große Suchmaschinen heute schon recht gut beherrschen, gestaltet sich im unternehmensinternen Umfeld bislang schwierig: mit Anfragen in natürlicher Sprache schnell und gezielt zu relevanten Suchergebnissen zu gelangen. Gerade bei fachspezifischen Themen gibt es hier Probleme, denn um möglichst treffsicher zu werden, benötigen die Suchhelfer bislang Unmengen an Daten, die so in den meisten Unternehmen nicht vorhanden sind. Große Datenmengen sind jedoch nötig, um Suchmaschinen mit sogenannten Transformer-Netzwerken auszustatten. Diese KI-getriebenen Verfahren erlauben eine sehr effiziente Suche, können bisher allerdings nicht trainiert werden, wenn nur wenige Daten und gleichzeitig hohe Anforderungen an Datenschutz und Vertraulichkeit vorliegen. Stattdessen dominieren in Unternehmen meist Suchverfahren, die auf Stichwörtern basieren. Diese sind allerdings nicht in der Lage, komplexe sprachliche Zusammenhänge zu erfassen und liefern so häufig nur bei wörtlicher Übereinstimmung gute Ergebnisse.
Im Rahmen des auf drei Jahre angelegten, vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie geförderten, Projekts sollen die KI-Technologien für die Transformer-Netzwerke deshalb so angepasst und erweitert werden, dass sie auch auf kleineren Datenbeständen funktionieren. So wird eine Suchmaschinentechnologie entwickelt, die hohe Datenschutz-Standards erfüllt und gleichzeitig eine hohe Treffsicherheit bei den Suchergebnissen erzielt.
Für eigene Anwendungen nutzen
Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden auch einen direkten Mehrwert für Anwenderinnen und Anwender von Datev-Produkten haben. In der Datenbank für Fach- und Serviceinformationen „LEXinform“ oder der Online-Plattform „SmartExperts“ gibt es beispielsweise Suchanwendungen, die entsprechend angepasst werden könnten.Technologien auf Basis künstlicher Intelligenz spielen bei vielen anderen Lösungen des Dienstleisters bereits eine Rolle. „Wir sehen, dass KI auch unabhängig von spektakulären Szenarien große Potenziale birgt. Das gilt gerade auch für Optimierungen in bestehenden Anwendungsfällen“, erklärt Christian Bär, Chief Technology Officer. „Deshalb ist es nur konsequent, der KI in unserer Organisationsstruktur einen festen Platz einzuräumen und mit einem Kompetenzteam systematisch Ausschau nach solchen Potenzialen zu halten.“Darum wurde in der Datev-Organisation eine eigene strategische Governance-Einheit geschaffen, in der KI-Technologien entwickelt und verbessert werden: Das AI Office startete 2019 als experimentelle Keimzelle „AI Lab“ (für Artificial Intelligence) innerhalb des unternehmenseigenen Innovation Labs und ist nun fest verankert, um Fachbereiche zu unterstützen und die Aktivitäten im Themengebiet KI strategisch für das Unternehmen zu synchronisieren und eine gemeinsame Diskussions- und Ideenbasis bereitzustellen. Wie erfolgreich die Einheit ist, beweist die bisherige Bilanz: Mehr als 20 Nutzungsszenarien und Machbarkeitsstudien (Proofs of Concept) zu KI wurden bereits untersucht und auf den Weg gebracht. Für Anwenderinnen und Anwender meist unsichtbar, sind in vielen Produkten nun KI-Helfer eingebaut, um die Effizienz zu steigern. Beispiele sind etwa ein neuartiges Anomalie-Erkennungssystem, das die Lösungen für Wirtschaftsprüfer verbessert, Algorithmen, welche die Erkennungsquote von Sender- und Empfängeradressen auf steuerlich relevanten Belegen signifikant erhöhen oder programminterne Prozessüberwachungsfunktionen, die dafür sorgen, dass Fehler vermieden werden.
So werden auch in Zukunft in der Datev eG KI-Technologien weiterentwickelt, um kaufmännische Abläufe in Unternehmen immer mehr zu erleichtern, indem wiederkehrende Tätigkeiten und Routinearbeiten auf Maschinen verlagert werden, aber auch die Qualität und Aussagefähigkeit betrieblicher Daten erhöht wird. So kann künstliche Intelligenz für Anwenderinnen und Anwender ein Werkzeug werden, das Probleme löst und damit den Arbeitsalltag entlastet.