Nachhaltig aus Überzeugung
Bauen verbraucht Ressourcen. Das liegt in der Natur der Sache. Doch die Art und Weise, wie gebaut wird, hat großen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes. Das Bau- und Dienstleistungsunternehmen Goldbeck, das europaweit für sein "Bauen mit System" bekannt ist, arbeitet an Lösungen, die Gebäude "grüner" machen sollen.

„Ressourcenschonendes Bauen ist bei uns im Unternehmen schon immer Teil der DNA und Grundlage für mehr Nachhaltigkeit im Gebäudesektor“, unterstreicht Thorsten von Killisch-Horn, Geschäftsführer der Goldbeck Südwest GmbH. Das Familienunternehmen realisiert unter anderem schlüsselfertige Logistik- und Industriehallen, Büro- und Schulgebäude sowie Parkhäuser und Wohngebäude. Doch der Bau dieser notwendigen Gebäude verbraucht erhebliche Ressourcen. Derzeit gehen laut Europäischer Kommission 40 Prozent des europäischen Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen auf das Konto von Gebäuden – vom Bau über den Betrieb bis hin zum Abriss. Das inhabergeführte Bauunternehmen stellt sich der Verantwortung und den Chancen, die dieser enorme Hebel mit sich bringt. Vor wenigen Wochen gab es bekannt, ab Mitte 2023 auf Unternehmensebene bilanziell CO2-neutral agieren zu wollen. Und auch in der Produktentwicklung wird an zahlreichen Stellschrauben gedreht, um Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg emissionsarm zu machen – mit Erfolg: Über 500 Gebäude hat Goldbeck allein im vergangenen Geschäftsjahr realisiert, weit mehr als die Hälfte davon entsprechen schon heute dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

Systematisierte Prozesse reduzieren Emissionen
Schon seit den 1980er-Jahren baut das Unternehmen mit System. Bauelemente werden industriell vorproduziert, anschließend „just in sequence“ auf die Baustelle geliefert und dort zu schlüsselfertigen Gewerbeimmobilien montiert. Dadurch kann der Materialeinsatz erheblich optimiert und die beim Transport und beim Bau anfallenden Emissionen reduziert werden. Der erste Schritt zu einer nachhaltigeren Bauweise beginnt jedoch bereits in der Planung eines Gebäudes, wie von Killisch-Horn erklärt: „Wir berücksichtigen von Beginn an Bau, Betrieb, Rückbau und Materialrecycling. Dieser ganzheitliche Ansatz macht das Bauen zwar komplexer, doch der hohe Grad der Systematisierung und unsere hohe Eigenfertigungsquote ermöglichen es uns, Synergieeffekte bestmöglich auszunutzen.“ Konstruktion und Systementwicklung, Planung und Produktion, Logistik und Montage – Goldbeck habe die gesamte Wertschöpfung im eigenen Haus. In jedem einzelnen Fachbereich arbeite das Unternehmen daran, die eigenen Prozesse effizienter, schlanker und nachhaltiger zu machen – und davon würden Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Umwelt gleichermaßen profitieren.

Welche Auswirkungen diese Arbeitsweise auf die CO2-Emissionen hat, hat das Unternehmen von einem externen Expertenteam für ein bereits realisiertes Referenzprojekt berechnen lassen. Das Ergebnis: Dank des unternehmenseigenen Bausystems werden beim Bau eines durchschnittlichen Bürogebäudes insgesamt über 135 Tonnen CO2 eingespart – das sind über 23 Prozent weniger als bei konventioneller Bauweise und entspricht mehr als einer Million gefahrener Autokilometer. Bezieht man neben der Herstellung auch den Rückbau und das Recyclingpotenzial ein, spart diese Bauweise sogar mehr als 26 Prozent des klimaschädlichen Gases. Pro Quadratmeter ergibt sich daraus eine Ersparnis von 40,6 Kilogramm CO2.

Energie-Szenario für Gebäude berechnen
Nachhaltigkeit endet jedoch nicht, wenn ein Gebäude fertiggestellt ist. Im Gegenteil: Der Anteil der Betriebskosten macht bis zu 80 Prozent der energetischen Lebenszykluskosten aus. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat das Bauunternehmen deshalb das Simulationstool „Geos“ entwickelt, das in Sekundenschnelle das optimale Energie-Szenario für ein Gebäude berechnen kann. Damit bietet das Unternehmen seinen Kunden einen in der Baubranche einzigartigen Vergleichs-Check, mit dem bereits in der frühen Planungsphase die Weichen für einen energieeffizienten Betrieb gestellt werden. Doch damit nicht genug: „Ein enorm wichtiges Zukunftsfeld sind für uns Smart-Building-Technologien. Erkennt verbaute Sensorik beispielsweise, dass ein Raum nicht belegt ist, kann die Gebäudetechnik Temperatur, Lüftung und Licht entsprechend regulieren. Auch Reinigungs- und Wartungsrhythmen werden auf Basis der erhobenen Daten effizienter getaktet. Die intelligente Technik wird uns zukünftig dabei unterstützen, noch nachhaltiger mit Energie und Ressourcen umzugehen – kurzfristig sowie langfristig“, so von Killisch-Horn.
Doch nicht nur Neubau-Projekte, auch Bestandsgebäude lassen sich durch gezielte Maßnahmen nachhaltig betreiben. Der im Jahr 2002 gebaute Goldbeck-Standort in Hirschberg ist dafür der beste Beweis: Im Jahr 2020 wurde der Gebäudebetrieb von der DGNB mit Gold zertifiziert. Eine Photovoltaikanlage in Kombination mit Ökostrom sichert die Energieversorgung. Zudem sind Um- und Ausbaumaßnahmen geplant, die die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern sollen – darunter eine Fitnessgarage, Sozialräume und ein Marktplatz für Begegnung, Kommunikation und Kulinarik. „Denn um tatsächlich nachhaltig zu sein, müssen Gebäude nicht nur ökologisch und wirtschaftlich sein. Sie müssen zugleich soziale Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und Menschen ermöglichen, sich im Gebäude wohlzufühlen“, fasst von Killisch-Horn zusammen.