Gesundheit & Fitness
Die News Oktober 2020

Nachhaltig mit Tradition

Betriebliche Gesundheitsförderung macht Marken stark

Was heute mit dem Begriff der Corporate Social Responsibility neu entdeckt wird, ist vielen Familienbetrieben längst bekannt: Für den nachhaltigen Unternehmenserfolg spielen ein hohes Maß an sozialer Verantwortung nach innen, gegenüber den Mitarbeitern, und nach außen − mit Bezug auf Kunden, Partner und Umwelt − eine entscheidende Rolle.

Sabine Mack
Lesezeit: ca. 5 Minuten
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Corporate Social Responsibility oder unternehmerische Gesellschaftsverantwortung umschreibt den freiwilligen Beitrag von Wirtschaftsunternehmen zur nachhaltigen Entwicklung. Ein Beitrag, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Als Orientierungspunkt fungiert das Leitbild der Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Erbringung von positiven gesellschaftlichen Beiträgen, sondern auch um die Reduzierung negativer Effekte. Gerade in Familienunternehmen ist dieser übergreifende Verantwortungsgedanke seit jeher entscheidend. Statt schneller Einzelerfolge steht der nachhaltige Bestand des Unternehmens über Generationen hinweg im Fokus.

Gesunde Marke als Basis

In einem Familienunternehmen ist die Marke, hinter der das Unternehmen selbst steht, von herausragender Bedeutung. Oft ist diese Marke sogar direkt mit dem Familiennahmen verbunden. Eine Marke verdichtet die gelebten Werte des Unternehmensgründers in konkrete Werte für die Familiennachfolger, die sie gut managen können. Ihr stabiler Wert setzt voraus, dass Qualitätsversprechen immer wieder eingehalten werden und der Verbraucher im besten Fall niemals enttäuscht wird. Das beginnt mit der sorgfältigen Auswahl von Rohstoffen und Produktbestandteilen, reicht über hohe Standards bei Produktion und Logistik bis hin zu einer glaubwürdigen Unternehmenskommunikation. Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) sind eine optimale Gelegenheit, den gesamtgesellschaftlichen Auftritt des Unternehmens zu stärken. Kaum eine Maßnahme vermag es daher, Qualitätsversprechen gegenüber Kunden und Partnern glaubwürdiger zu visualisieren als die gelebte Verantwortung gegenüber dem eigenen Team.

Eigene Vorteile nutzen

Familienunternehmen verfügen gerade im Vergleich mit großen Industriebetrieben über eine einfachere Struktur, geringere Größenordnung und klare Strukturen. In kleineren Unternehmen werden Entscheidungen meist unbürokratischer und schneller getroffen. Ein direkter Draht zu den Mitarbeitern hilft, Potenziale frühzeitig zu identifizieren und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten.

Besonderheiten in Familienunternehmen:

  • großes Maß an Autonomie
  • kurze Kommunikationswege
  • flache, personenbezogene Hierarchien
  • hohe Flexibilität

Gleichzeitig beeinflusst der einzelne Mitarbeiter in einem kleinen oder mittleren Unternehmen das wirtschaftliche Betriebsergebnis durch seine persönliche Arbeitsleistung direkter, was ihn als Erfolgsfaktor noch bedeutender macht. Durch eine aktive Beteiligung der Mitarbeiter bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeit und der Optimierung der Rahmenbedingungen werden diese wichtigen internen Partner in Bezug auf die Verantwortung mit ins Boot geholt. Die Tatsache, dass sie – im individuell möglichen Rahmen – selbst Einfluss auf die Eckdaten ihrer Arbeit nehmen können, hat entscheidende Bedeutung für ihre Motivation, Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit. Während gesundheitlich orientierte Maßnahmen in großen Betrieben gerne als reine Marketingmaßnahme verstanden werden und im leeren Raum verhallen, erhöht der direkte Kontakt zwischen Chefetage, Führungskräften und Mitarbeitern in einem Familienunternehmen die Schlagkraft von BGF-Maßnahmen deutlich.

Potenzial liegt brach

Eine strukturierte Gesundheitsförderung ist heute überwiegend in großen Unternehmen zu finden. Die tragende Säule der Wirtschaft in Deutschland sind jedoch die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), bei denen mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ihre berufliche Heimat haben. Potenzial und Motivation, sich der Gesundheitsförderung zuzuwenden, sind hier prinzipiell vorhanden. Die Umsetzung in diesen Unternehmen scheitert (noch) oftmals an mangelnden Ressourcen beziehungsweise einer nicht ausreichenden Vernetzung in diesem Bereich.

Dabei sprechen die Vorteile klar für sich:

Arbeitgeberseite

Arbeitnehmerseite

Sicherung der Leistungsfähigkeit aller Mitarbeiter

Reduzierung der Arztbesuche

Verbesserung des Gesundheitszustandes und Senkung gesundheitlicher Risiken

Verbesserung der gesundheitlichen Bedingungen im Unternehmen

Erhöhung der Motivation durch Stärkung der Identifikation mit dem Unternehmen

Verringerung von individuellen Belastungen

Kostensenkung durch weniger Krankheits- und Produktionsausfälle

Verbesserung der Work-Life-Balance

Steigerung der Produktivität und Qualität

Verbesserung der Lebensqualität

Imageaufwertung des Unternehmens

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Gesundheits-Ckecks sind ein wichtiger Faktenlieferant für eine Ist-Analyse und die Evaluation. Rawpixel.com / shutterstock.com

Wissen, was man tut

In der Vergangenheit hat so mancher Unternehmer schlechte Erfahrungen mit schnellen Einzelmaßnahmen wie einem selbstgestrickten Gesundheitstag oder Zuschüssen zu einem Yoga-Kurs nach Feierabend gemacht. Solche Schnellschüsse lassen sich zwar gut outsourcen, die Evaluation ihres Erfolgs ist allerdings schwierig. Dabei ist es für die anvisierten Effekte entscheidend, ob die getätigten Investitionen auch tatsächlich erfolgreich sind. Statt der Verlockung schneller Einzelmaßnahmen zu verfallen, empfiehlt es sich auch für KMU, eigenes Expertenwissen zu entwickeln.

Wie aber das interne Ressourcenproblem lösen? Wer beispielsweise eine interne Fach-/Führungskraft zum betriebseigenen Manager für Betriebliches Gesundheitsmanagement weiterbildet, der schafft konzentrierte, eigene Kompetenzen. Denn für die Praxis geht es weniger um das umfassende Studium der fachlichen Hintergründe, sondern um einen praxisnahen Überblick über die wichtigsten Faktoren und Funktionalitäten. Diese eigenen Fachkompetenzen erleichtern nicht nur den Einstieg des Familienbetriebs ins Themenfeld. Sie ermöglichen es dem Unternehmen auch, Angebote potenzieller Partner und Umsetzer fundiert zu bewerten – und Maßnahmen nach der Umsetzung auf ihren tatsächlichen Erfolg hin auszuwerten.

Eine gute Lösung kann auch der Zusammenschluss mit anderen Betrieben vor Ort oder innerhalb einer bestimmten Branche sein. Ein für mehrere Betriebe zuständiger BGM-Manager reduziert nicht nur den finanziellen Aufwand des einzelnen Unternehmens, sondern schafft darüber hinaus wertvolle Schnittstellen in anderen Bereichen wie Personalmanagement, Marketing oder Vertrieb. Wer sich den Aufbau einer solchen Kooperationsstruktur aus personellen Gründen selbst nicht zutraut, für den sind Krankenkassen oder Gesundheitsnetzwerke hilfreiche Netzwerkpartner.

Mit System zum Erfolg

In einem ersten Schritt geht es darum, die Gegebenheiten vor Ort zu erheben. Für eine solche Ist-Analyse sind standardisierte Gesundheitschecks hilfreich, bei denen die Gesundheit der Mitarbeiter individuell betrachtet wird. Hier werden Fakten zur individuellen Gesundheit (Übergewicht, Bluthochdruck, Rückenprobleme, Schmerzbereiche) identifiziert. In der Praxis hat sich ein Abgleich dieser Daten im Rahmen eines persönlichen Gesprächs mit den Mitarbeitern bewährt, welches sich mit persönlicher Gesundheitswahrnehmung und Präventionsverständnis beschäftigt.Durch diesen individuellen Ansatz lassen sich die Mitarbeiter passend zu ihren tatsächlichen Bedürfnissen durch Sport, Gesundheitsberatung und persönliche Betreuung fördern. Durch Re-Checks in regelmäßigen Abständen können Fortschritte visualisiert und rechtzeitige Anpassungen vorgenommen werden.

Neutralisierte Gruppenauswertungen ermöglichen wichtige Rückschlüsse für personenübergreifende Maßnahmen, beispielsweise mit Bezug auf bestimmte Altersgruppen (Auszubildende, 50 plus) oder Tätigkeitsbereiche (Lager, Logistik oder Verwaltung). Aufbauend auf der systematischen Auswertung der Gruppen- bzw. Abteilungsergebnisse werden dann weitere, verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und fortlaufend evaluiert sowie optimiert. Entscheidend bei der Auswahl entsprechender Partner, insbesondere bei der Umsetzung und Auswertung dieser Maßnahmen, ist ein hohes Maß an Datenschutz und Datensicherheit.

Beispiele für BGF-Maßnahmen:

verhaltensbezogene Maßnahmen

verhältnisbezogene Maßnahmen

Bewegungsangebote wie Rückenschule im Betrieb, bewegte Arbeitspause, Teilnahme an Sportangeboten bei Fitnessstudios, Sportvereinen oder Physiotherapiepraxen

Optimierung der Arbeitsplatzgestaltung z. B. durch die Reduzierung von Belastungen beim Stehen, Sitzen bzw. Heben (ergonomische Möbel, Behelfsbühnen, zusätzliche Abstellflächen)

Einzelberatungen mit Ernährungsschwerpunkt bei individuellen Risikofaktoren wie Übergewicht und erhöhtem Bluthochdruck

Anpassung des eigenen Kantinenangebotes mit gesunder Balance (keine ad hoc eingeführte, zu 100 % vegane Küche zwangsweise für alle Mitarbeiter)

Förderung von individuellen Stresskompetenzen zum Beispiel durch Seminare, Workshops oder Kurse zu Entspannung, Zeit- und Zielmanagement

Förderung der gesundheitsgerechten Mitarbeiterführung durch umfassende Schulung und Weiterbildung der Führungskräfte sowie die Förderung der gelebten Praxis

Angebote zum individuellen Support bei Suchtmittelproblemen (Zusammenarbeit mit einer Suchtberatungsstelle); Seminare und Kursangebote (z. B. gesundheitsgerechter Umgang mit Alkohol)

organisatorische Maßnahmen zur Reduktion des Suchtmittelkonsums im Unternehmen wie zum Beispiel Bonussysteme für ehemalige Raucher

Quellen

Gabler Wirtschaftslexikon. Corporate Social Responsibility: dn.rpv.media/1rr; Zugriff am 29.09.2020

Rödel und Partner. Markenstrategie im Familienunternehmen: dn.rpv.media/1rw; Zugriff am 29.09.2020

Bundesministerium für Gesundheit. Betriebliche Gesundheitsförderung. Vorteile: dn.rpv.media/1ru; Zugriff am 29.09.2020

Offensive Mittelstand. Factsheet Themeninfo, Betriebliche Gesundheitsförderung: dn.rpv.media/1rx; Zugriff am 30.09.2020

Betriebliche Gesundheitsförderung: Das Praxishandbuch für den Mittelstand: dn.rpv.media/1ry; Zugriff am 30.09.2020

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