Produkte weltweit tracken
Das Familienunternehmen Vaude, Produzent von Bergsportausrüstung und Outdoor-Bekleidung, ist bereits seit vielen Jahren sehr nachhaltig unterwegs. Inzwischen ist unter anderem auch die Lieferkette entsprechend transparent ausgerichtet.

Vaude-Chefin Antje von Dewitz hat das Familienunternehmen auf allen Ebenen immer stärker nachhaltig ausgerichtet. So ist der Stammsitz in Tettnang inzwischen klimaneutral, die Produkte werden umweltfreundlich transportiert und ein hauseigener Reparaturservice ist zur Stelle, wenn Kunden einmal ein Problem mit einem Kleidungsstück haben sollten. Zudem unterstützt das Familienunternehmen den privaten Weiterverkauf von gebrauchten Vaude-Produkten in einem eigenen Second-Hand-Shop auf Ebay.
Mit wenigen Klicks
Ein besonderes Augenmerk wurde in den vergangenen Jahren darauf gelegt, die gesamte Lieferkette des Unternehmens transparent zu machen. So kann heute jeder im Detail nachvollziehen, woher welches Produkt kommt. Das lässt sich mit ein paar Klicks im Webshop des Unternehmens ganz leicht herausfinden – egal, wo auf der Welt das Equipment hergestellt wurde. Per Klick geht es vom ausgewählten Softshell, Trekkingschuh oder Zelt direkt in die Produktionsstätte, über die man sich anhand von Fotos, Informationen und Zertifizierungen ein Bild machen kann. Durch einen Klick auf das Fair-Wear-Logo kann der detaillierte Brand Performance Check eingesehen werden, nach dem die Hersteller jedes Jahr von der Organisation Fair Wear bewertet werden. Vaude engagiert sich schon seit Jahren für faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz entlang der gesamten Lieferkette – freiwillig und mit Erfolg. Das Familienunternehmen zeigt damit, dass ein Lieferkettengesetz, wie es nun im deutschen Bundestag beschlossen wurde, sinnvoll und machbar ist. „Nur so kann dafür gesorgt werden, dass Unternehmen ihre Profite nicht auf Kosten von Mensch und Natur beziehungsweise der nachfolgenden Generationen machen“, sagt Antje von Dewitz und ergänzt: „Wir begrüßen das Lieferkettengesetz ausdrücklich. Erstmals werden damit Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, Verantwortung für die Auswirkungen ihres Handelns in globalen Lieferketten zu tragen. Das ist ein großer Meilenstein und ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir sind fest überzeugt davon, dass weitere Schritte folgen und immer mehr Unternehmen Verantwortung übernehmen werden.“ Es brauche viele, um Globalisierung fairer zu gestalten.

Schwachstellen im Gesetz
Allerdings sieht die Unternehmerin noch einige Schwachstellen im Gesetz. So sind anfangs zunächst nur die ganz großen Unternehmen betroffen. Im ersten Jahr, ab Januar 2023, soll es für Firmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten, ab 2024 für Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern gelten. „Damit ist ein Großteil der deutschen Textilindustrie von diesem Gesetz kaum betroffen, da sie sehr mittelständisch geprägt ist. Im Outdoorbereich gilt das Gesetz auch nach 2024 für keine einzige Firma. Das finde ich nicht gut, denn es signalisiert, dass Verantwortungsübernahme zu komplex ist und nur von den Großen gestemmt werden kann. Verantwortung sollte aber für alle Unternehmen nicht nur eine moralische Pflicht sein, sondern auch eine moderne Business-Disziplin, die man sich aneignen muss. Da täte es gut, ein bisschen Druck zu machen.“ Darüber hinaus sei das Gesetz sehr stark auf die sozialen Aspekte bezogen. Die Pflicht zur Einhaltung von Umweltstandards berücksichtige das Gesetz nur in geringem Maß: Umweltaspekte seien zwar erfasst, aber nur, sofern sie einen menschenrechtlichen Bezug hätten, zum Beispiel bei verschmutztem Trinkwasser. Antje von Dewitz hofft hier auf die europäische Variante des Lieferkettengesetzes. Einem sehr ambitionierten progressiven Gesetzentwurf wurde im Europäischen Parlament bereits im März dieses Jahres mit großer Mehrheit zugestimmt.
Leader-Status bei Fair Wear
Weltweit hat das Familienunternehmen circa 50 verschiedene Produktionspartner. Etwa 20 Prozent davon sind in Deutschland und Europa, rund 80 Prozent liegen in Asien. Die unabhängige Organisation Fair Wear kontrolliert die Arbeitsbedingungen in allen Produktionsstätten durch jährliche Audits, bei denen auch Arbeitende außerhalb der Fabrik befragt werden. Darüber hinaus können Missstände jederzeit über ein anonymes Beschwerdesystem, das bei jedem Produzenten installiert wird, bei Fair Wear gemeldet werden. Die Produzenten haben sich dazu verpflichtet, klar definierte Sozialstandards einzuhalten und faire Löhne zu bezahlen. Auch Vaude als Auftraggeber wird regelmäßig überprüft. Beim jährlichen „Brand Performance Check“ der Fair Wear hat das Familienunternehmen vor Kurzem – seit 2015 in Folge – wieder den höchstmöglichen Status „Leader“ für sein hohes Engagement erhalten.