Risiken des digitalen Raums bewältigen
Die Digitalisierung ist eine unausweichliche Herausforderung für jedes Familienunternehmen. Unabhängig von Branche, Größe oder Struktur wird sie grundlegende und weitreichende Veränderungen mit sich bringen. Schon vor der Pandemie 2020 war die digitale Transformation hin zu neuen Geschäftsmodellen und Einnahmequellen in vollem Gange, wobei bis 2023 weltweit 2,3 Billionen Dollar für die digitale Implementierung ausgegeben werden sollen.

Für Familienunternehmen stellt die Digitalisierung komplexe Entscheidungsprozesse dar, die über die offensichtlich technischen und systemischen Hürden hinausgehen. Die vielfältigen Ökosysteme, in denen Familienunternehmen tätig sind, bedeuten, dass bei der Digitalisierung auch heterogene Standpunkte zu Konzepten wie Erbe, Kultur und Kontinuität berücksichtigt werden müssen.
Prozess voller Ungewissheit
Um die Herausforderung der Digitalisierung zu meistern, müssen Familienunternehmen Entscheidungen treffen, die mehrere Generationen von Interessengruppen einbeziehen. Darüber hinaus sind auch die richtigen Instrumente und Modelle auszuwählen, denn die Digitalisierung ist keine Einheitslösung. Sie ist an sich schon ein Prozess voller Ungewissheit, doch wer nichts unternimmt, riskiert Konsequenzen, die weitaus unvorhersehbarer sind.
Da Unternehmen neue Technologien immer aggressiver und dynamischer einsetzen, wird die Datensicherheit zu einer entscheidenden Funktion für den Erfolg von Familienunternehmen. Führungskräfte müssen nicht nur die Unwägbarkeiten des digitalen Raums verstehen, sondern auch funktionierende Strategien entwickeln, um die damit verbundenen Risiken zu bewältigen. Selbst für die größten Unternehmen der Welt ist es schwierig, die Datensicherheit zu gewährleisten. Für Familienunternehmen, von denen viele KMU sind, erfordern die Schwierigkeiten und Kosten, die mit einem wirksamen Umgang mit der Datensicherheit verbunden sind, mutige und ausgewogene Entscheidungen. In Verbindung mit einem wachsenden und unsicheren regulatorischen Umfeld für Daten stehen Familienunternehmen vor der Aufgabe, eine Datenstrategie zu verfolgen, die offensiv, defensiv und immer wieder anpassbar sein muss.
In den nächsten 25 Jahren könnten bis zu 68 Billionen US-Dollar den Besitzer wechseln, was der größte Generationenwechsel in der Geschichte sein wird. Doch selbst wenn viele der weltweiten Familienunternehmen mit der unvermeidlichen Nachfolge konfrontiert sind, sind laut Umfragen nur 40 Prozent darauf vorbereitet.
Beziehungen der Generationen regeln
Familienunternehmen sind ein entscheidender Bestandteil der globalen Wirtschaft und sorgen für beträchtliche Geschäftsaktivitäten und Wohlstand. Untersuchungen zeigen jedoch, dass nur 30 Prozent der Familienunternehmen in der zweiten Generation weiterbestehen, zwölf Prozent bleiben in der dritten Generation lebensfähig und nur drei Prozent schaffen es über die dritte Generation hinaus. Aufgrund familienpolitischer Probleme und Spannungen bei der Auswahl der nächsten Führungskraft, folgen Familienunternehmen oft mangelhaften Nachfolgeplanungen oder haben überhaupt keine. Infolgedessen sind viele nicht auf den Führungswechsel vorbereitet und haben Schwierigkeiten, den Wert des Unternehmens für die nachfolgenden Generationen zu demonstrieren. Gegensätzliche Kulturen, gebrochene Visionen und unvorhersehbare Emotionen können ebenfalls Hindernisse für eine effektive, abgestimmte Entscheidungsfindung im Rahmen der Nachfolgeplanung schaffen und ernsthafte Zweifel an der Zukunft und dem Erbe einer Familie aufkommen lassen.
Das Herzstück eines jeden Familienunternehmens ist ein Governance-Prozess, der die Beziehungen regelt. Aufgrund der komplizierten Dynamik, die eine Familie mit sich bringt, bedeutet die Entwicklung einer Governance-Struktur, die der Kontinuität Vorrang einräumt, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, die schwierigen Szenarien begegnen, bevor sie entstehen. Potenzial und Wirkungskraft von Family-Governance-Maßnahmen hängen sehr wesentlich von der inneren Einstellung der Beteiligten und der Familien- und Unternehmenskultur ab. All diese Faktoren muss man daher ständig pflegen und schulen. Professionelle Anteilseigner handeln wahrscheinlich rationaler, aber man muss alle Gesellschafter auch emotional binden. Ein fester Rahmen, gesetzt durch die gemeinsame Erarbeitung einer Familienverfassung und einen guten Gesellschaftsvertrag, ist unbedingt notwendig, ebenso ein sorgfältig ausformuliertes Wertegerüst, das von allen getragen wird.
Prioritäten im Blick
Wer ein Familienunternehmen leitet, sollte eine oder mehrere der folgenden Prioritäten bei der Verwaltung und effizienten Führung des Unternehmens im Blick haben:
Kommunikation und Management der Anteilseigner
- Aufbau eines Verhältnisses zwischen aktiven und inaktiven Eigentümern
- Förderung einer verantwortungsvollen Eigentümerschaft durch Aufklärung inaktiver Eigentümer und der heranwachsenden Generation
- Verringerung des Risikos von Aktionärsstreitigkeiten, die mit einem Mangel an Informationen und Transparenz einhergehen
- Förderung der Verantwortlichkeit von Führungskräften und guter Unternehmensführung
Verwaltung von Vorstand und Ausschüssen
- Organisation effektiver Vorstands- und Ausschusssitzungen
- Freigabe und Archivierung sensibler Dokumente
- Genehmigung und Unterzeichnung von Sitzungsprotokollen
- Abstimmung über Beschlüsse durch Umfragen
Kommunikation und Zusammenhalt in der Familie
- Familie mit Neuigkeiten und Updates auf dem Laufenden halten
- Familiengeschichte erfassen und feiern
- Erstellen und Pflegen eines interaktiven Stammbaums
- mithilfe von sicheren Kommunikationsmitteln in Kontakt bleiben
Die gute Nachricht ist, dass die Digitalisierung die Einführung papierloser Governance-Prozesse ermöglicht und damit die Kommunikation verbessert, Eigentumsfragen rationalisiert und die Nachfolge von Generationen erleichtert hat. Die schlechte Nachricht: Viele Familienunternehmen verlieren sich in einer Fülle von unterschiedlichen Tools, die oft fragmentiert sind und nur begrenzte Integrationsmöglichkeiten bieten. Eine intuitiv bedienbare, sichere und zentralisierte Plattform für den Vorstand, die Aktionäre und die Familienführung sorgt hier für mehr Transparenz, verbessert die Kommunikation und beschleunigt die fundierte Entscheidungsfindung zwischen Familienmitgliedern und Aktionären.
Organisation ist das A & O
Die Beweislage ist eindeutig: Familienunternehmen haben alles, was sie brauchen, um über Generationen hinweg erfolgreich zu sein. Das ist nicht das Problem, sondern die Organisation der verschiedenen Elemente, die diesen Erfolg ausmachen, was angesichts interner und externer Unsicherheiten immer schwieriger wird. Digitale Werkzeuge haben das Potenzial, das Gleichgewicht wiederherzustellen – durch die Zentralisierung und die radikal verbesserte Kommunikation, die diese Werkzeuge bieten. Die Digitalisierung hat vielen Unternehmen in den letzten zwei Jahren geholfen, ihre Geschäfte schnell umzustellen, was für viele Familienunternehmen ein Weckruf war, wie wichtig es ist, weiterhin in ihre IT-Infrastruktur zu investieren.
Meine Botschaft ist einfach: Dies ist der Wendepunkt, und jetzt ist es an der Zeit, zu handeln. Eine digitalisierte Unternehmensführung wird immer beliebter werden, und Familienunternehmen mit etablierten digitalen Fähigkeiten werden wahrscheinlich besser abschneiden als diejenigen, die sich abmühen, mitzuhalten.