Warum sich Nachhaltigkeit rechnet
Nachhaltigkeit ist das Gebot und das Schlagwort unserer Zeit. Doch wie steht es um das nachhaltige Handeln, um nachhaltige Produkte und Dienstleistungen von Familienunternehmen? Und inwieweit zahlt sich ein entsprechendes Agieren aus? Wir haben uns ein paar Studien angeschaut.

Eine Studie des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) vom Oktober 2020 hat gezeigt, dass sich Nachhaltigkeit in Familienunternehmen in vielerlei Hinsicht lohnen kann. So weisen nachhaltig wirtschaftende Firmen in Familienhand laut der Umfrage einen höheren Innovationsgrad, eine höhere Arbeitgeberattraktivität und ein besseres Unternehmensimage auf. „Unsere Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild der Nachhaltigkeitslandschaft deutscher Familienunternehmen. Das Nachhaltigkeitsengagement variiert erheblich und ist stark vom normativen Einfluss der Unternehmerfamilie getrieben“, sagt Prof. Dr. Marcel Hülsbeck, Mitautor der Studie. „Es zeigt sich, dass eine altruistische Einstellung zu der Thematik durchaus auch zum Wettbewerbsvorteil für Familienunternehmen werden kann.“
Staatliche Regulierung als Innovationstreiber
Wie Familienunternehmen Umwelttechnologien entwickeln und nutzen, hat eine von der Stiftung Familienunternehmen in Auftrag gegebene Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik untersucht. Eines der zentralen Ergebnisse des „Technologieatlas Nachhaltigkeit“ ist, dass diese Unternehmen die wichtigsten Umwelttechnologien prägen. Genau unter die Lupe genommen wurden die Bereiche Photovoltaik, Windkraft, Recycling, Biotechnologie, Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung, Wärmepumpen, Batterien, Wärmedämmung (thermische Isolierung), Leichtbau, Smart Home, Wasserstofftechnologie, Luftreinhaltung, Biokunststoffe sowie E-Fuels. In den untersuchten Umwelttechnologien sind mehr als 37.000 Familienunternehmen tätig. Weitere Ergebnisse sind:
- Familienunternehmen erachten den Kampf gegen den Klimawandel sowie Ressourcenverschwendung als zentrale Aufgabe und leisten wesentliche Beiträge, um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen.
- Familienunternehmen sind bereit, in Innovationen zu investieren und greifen dabei auch auf Mittel im Rahmen der Forschungsförderung zurück.
- Wesentliche Innovationstreiber im Bereich der Umwelttechnik sind oft staatliche Regulierungen, wie ein Preis für CO2 oder Mindestrecyclingquoten.
Übergeordnete Strategie ist Mangelware
Im „Family Business Survey 2021“, für den die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und die Intes Akademie für Familienunternehmen 2.800 Familienunternehmen aus 87 Ländern befragt haben, sehen die Initiatoren bei vielen Firmen in Sachen Nachhaltigkeit noch viel Verbesserungspotenzial. So würden sich zwar bereits heute viele Unternehmen für ihre Mitarbeitenden, die Umwelt und ihre Region einsetzen. Dabei würde es sich aber hauptsächlich um punktuelle und nicht strategisch miteinander verzahnte Initiativen handeln. „Übergeordnete Strategien rund um das Thema Environmental Social Governance (ESG) sind in den meisten Unternehmen Fehlanzeige. Aber damit unterschätzen sie die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit“, unterstreicht Uwe Rittmann, Leiter der Abteilung Familienunternehmen und Mittelstand sowie Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland. So steht in lediglich 41 Prozent der befragten deutschen Unternehmen Klimaschutz im Mittelpunkt ihrer Arbeit, weltweit sind es knapp die Hälfte (49 Prozent). Und nur für 20 Prozent der deutschen Familienbetriebe spielen Kriterien rund um gesellschaftliche und soziale Verantwortung bereits eine zentrale Rolle (weltweit 34 Prozent). Erst die Hälfte der Unternehmen sieht die Chancen, die mit einer strategischen Ausrichtung auf Nachhaltigkeit einhergehen. „Familienunternehmen haben noch nicht erkannt, wie stark der Veränderungsdruck ist, der von Verbraucherinnen und Verbrauchern – und zunehmend auch Lieferanten und Banken – ausgeht. Unternehmen, die sich nicht nachhaltig ausrichten, werden künftig von Konsumenten und Mitarbeitenden, den Medien und dem Kapitalmarkt abgestraft“, betont Rittmann. Wie die Digitalisierung führe Nachhaltigkeit letztlich zu größerer Widerstandskraft und mehr Wachstum. Daher sei eine ganzheitliche ESG-Strategie wichtiger Bestandteil einer verantwortungsvollen Führung – und eine gute Gelegenheit, sich ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber großen Konzernen zu verschaffen.
Druck nimmt zu
Dass der Druck auf Familienunternehmen von Seiten der Kunden immer größer wird, hat auch eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Capgemini ergeben. Danach legen immer mehr Menschen Wert darauf, wie nachhaltig ein Unternehmen agiert und wie umweltfreundlich dessen Produkte sind. 79 Prozent der Käufer haben demnach ihr Kaufverhalten hinterfragt und legen mehr Wert auf soziale Verantwortung, Inklusivität und Umweltfreundlichkeit. 64 Prozent der 7.500 weltweit befragten Verbraucher gaben an, dass sie ein nachhaltiges Einkaufen glücklich mache. 52 Prozent hoben ihre emotionale Bindung zu den Produkten und Unternehmen hervor, die sie als nachhaltig wahrnehmen. Rund jeder Zweite der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wechselte bereits zu weniger bekannten Marken, wenn diese sich als nachhaltiger herausgestellt haben. In der Studie wurden auch 750 Entscheider aus Unternehmen unterschiedlicher Größe befragt. Das Ergebnis: 77 Prozent gaben an, dass Nachhaltigkeit zu mehr Kundentreue führt, während 63 Prozent bestätigen, dass sie so den Markenumsatz erhöhen konnten.
Darum lohnt sich Nachhaltigkeit
- Nachhaltigkeit ist und bleibt ein Dauerbrenner.
- Schutz unseres Planeten
- Aufgeklärte Kunden entscheiden sich bei gleicher Qualität immer häufiger für das nachhaltigere Produkt und sind bereit, dafür entsprechend mehr zu bezahlen.
- Immer mehr Fach- und Führungskräfte legen Wert auf ein nachhaltiges Agieren von Unternehmen. Vor allem für die Vertreter der Generation Y ist das eines der wichtigen Kriterien bei der Wahl des Arbeitgebers.
- Unternehmen, die Nachhaltigkeit leben, sind belegbar innovativer.
- Ein Weg raus aus dem Preiskampf – Nachhaltigkeit wird somit zum Wettbewerbsvorteil.
- höherer Identifizierungsgrad der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen
- Nachhaltigkeit ermöglicht ein ressourcenschonendes Wirtschaften.
- Nachhaltigkeit zahlt auf Marke und Image ein.
- besserer Zugang zu Kapital
Die Studien
- „Nachhaltigkeit in Familienunternehmen“, Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU): dn.rpv.media/3se
- „Konsumgüter und Einzelhandel: Wie Nachhaltigkeit die Verbraucherpräferenzen grundlegend verändert“, Marktforschungsinstitut Capgemini: dn.rpv.media/3sd
- „Technologieatlas Nachhaltigkeit“, Stiftung Familienunternehmen und Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik: dn.rpv.media/3sf
- „Family Business Survey 2021“, PwC: dn.rpv.media/3sg