Weiterbildung
Die News November 2022

„Wir leben und lehren Nachhaltigkeit“

Nachhaltigkeit eröffnet neue Chancen

Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde. Die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns ist grundsätzlich unbestritten. Aber was bedeutet das für die Privatwirtschaft konkret? Welche Chancen ergeben sich daraus für mittelständische Unternehmen? Michael Koch, Professor für Volkswirtschaft und Nachhaltigkeit und Christian Beditsch, Nachhaltigkeitsmanager, greifen die aktuellen Fragestellungen am Beispiel der SRH-Fernhochschule – The Mobile University auf.

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SRH-Fernhochschule

Das Nachhaltigkeitsteam der SRH-Fernhochschule: Prof. Dr. Michael Koch, Jessica Kruse und Christian Beditsch (v.l.)

Warum ist das Thema Nachhaltigkeit für Familienunternehmen überlebenswichtig?

Prof. Dr. Michael Koch: Der für alle sichtbare Klimawandel führt global zu Dürren, Ernteausfällen, Extremwetterlagen und Überflutungen, zunehmend auch bei uns in Deutschland. Wir müssen handeln, um die natürlichen Lebensgrundlagen der Welt zu erhalten. Und auch im sozialen Bereich gibt es wichtige Themen wie Chancengerechtigkeit, Arbeitsplatzsicherheit oder faire Löhne, die uns alle angehen. Zur Erreichung der internationalen Nachhaltigkeitsziele sind alle aufgerufen – Politik, Gesellschaft und die Unternehmen. Für Familienunternehmen gilt es, die Erwartungen von Kunden, Mitarbeitenden und auch Kapitalgebern zu erfüllen. Glaubhaftes nachhaltiges Wirtschaften dient dabei nicht nur einem guten Risikomanagement, es eröffnet auch wichtige neue Chancen am Markt.

Wie wurde die SRH-Fernhochschule klimaneutral?

Christian Beditsch: Im ersten Schritt haben wir mit Mitarbeitenden, Studierenden und Alumni eine Statusanalyse durchgeführt und mithilfe einer unabhängigen Agentur unseren CO2-Fußabdruck berechnet. Auf dieser Grundlage konnten wir die Bereiche mit den höchsten Einsparpotenzialen bestimmen und unsere errechneten Treibhausgas-Emissionen der vergangenen zwei Jahre kompensieren, um uns so klimaneutral aufzustellen. Wir als SRH-Fernhochschule haben unseren Fokus auf den Corporate-Carbon-Footprint gelegt – er gibt den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens an. Um Treibhausgase einzusparen, muss man die Treibhausgas-Bilanz natürlich erst einmal ermitteln. Wir haben unseren CO2-Fußabdruck für die Jahre 2019 und 2020 von einer externen, unabhängigen Agentur berechnen lassen. In die Berechnung der Treibhausgas-Emissionen unserer Hochschule werden die sieben vom Weltklimarat IPCC und im Kyoto-Protokoll festgelegten Haupttreibhausgase einbezogen. Das Ergebnis: Unsere Mitarbeitenden haben pro Kopf einen CO2-Fußabdruck von 2,2 Tonnen im Jahr. Das ist für eine Hochschule bereits ein niedriger Wert, aber mit Blick auf die Folgen der Erderwärmung noch nicht niedrig genug. Deshalb arbeiten wir daran, unsere Bilanz weiter zu senken. Unsere Treibhausgase der vergangenen beiden Jahre haben wir durch 566 Klimaschutzzertifikate kompensiert. Diese wurden nach dem international anerkannten Zertifizierungsstandard VCS (Verified Carbon Standard) akkreditiert, freigegeben und kontrolliert. Konkret bedeutet das 566 vor dem Abholzen dauerhaft geschützte Bäume in Brasilien. Da wir darüber hinaus die regionale Biodiversität fördern wollen, haben wir zusätzlich 566 neue, standortheimische Bäume im Schwarzwald pflanzen lassen. Durch Maßnahmen im Handlungsfeld Ökologie werden wir unsere Treibhausgas-Emissionen pro Mitarbeitenden in den nächsten Jahren weiter senken, etwa durch die Einsparung von Papier, durch nachhaltige Mobilität, ein nachhaltiges Gebäudemanagement und weitere Innovationen im Bereich Digitalisierung. Eine Berechnung unseres CO2-Fußabdrucks erfolgt regelmäßig alle zwei Jahre.

Warum steht Ihre Fernhochschule für das Thema Nachhaltigkeit?

Christian Beditsch: Zum Anlass unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir uns ein neues Leitbild gesetzt. Es lautet: „Wir leben und lehren Nachhaltigkeit und engagieren uns für Gesellschaft und Umwelt. Wir sind uns als Unternehmen und als Hochschule unserer besonderen Verantwortung gegenüber kommenden Generationen bewusst und handeln entsprechend.“ Nachhaltigkeit ist kein Trend oder vorübergehender Wettbewerbsvorteil, sondern dringend notwendig im Handeln jedes Einzelnen. Wir als Hochschule sehen uns in einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung. Deshalb wirtschaften wir nachhaltig. Unsere Studierenden erwerben Kompetenzen, die sie zu nachhaltigem Handeln motivieren und befähigen.

Unser Nachhaltigkeitsverständnis richtet sich nach den 17 Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung. Die 17 Haupt- und 169 Unterziele sind in der Agenda 2030 zusammengefasst, welche im Jahr 2015 von 193 UN-Mitgliedstaaten verabschiedet wurde. Die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) decken alle Dimensionen von Nachhaltigkeit ab: ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Als Hochschule richten wir besonderes Augenmerk auf das 4. UN-Ziel: „Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.“

Bundesverband der Fernstudienanbieter e. V. / Alexander Scheuber

Welche Kompetenzen können mit Ihren Bildungsprodukten aus dem Bereich Nachhaltigkeit erworben werden?

Prof. Dr. Michael Koch: Wir wollen unsere Studierenden befähigen, das nachhaltige Wirtschaften im Kontext von privaten Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen zu konkretisieren. Es geht um die Kompetenz, geeignete Nachhaltigkeitsstrategien zu entwerfen und deren konsequente Umsetzung im Betrieb zu begleiten. Das notwendige Wissen dazu vermitteln wir auf Ebene von Studiengängen im Nachhaltigkeitsmanagement (Bachelor of Arts) und Sustainability Management (Master of Business Administration) sowie durch umfangreiche Hochschulzertifikate. Dabei geht es insbesondere darum, an konkreten Fallstudien zu verdeutlichen, wie die ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielsetzungen der Nachhaltigkeit in Organisationen zu planen und erreichen sind. Unsere Studierenden im Bereich der Nachhaltigkeit kommen aus allen Branchen und Unternehmensgrößen, vom multinationalen Unternehmen bis zum Handwerksbetrieb. Wir freuen uns über jede und jeden, der das nachhaltige Wirtschaften zum täglichen Arbeitsinhalt werden lässt.

Kurz vorgestellt

Seit fast 25 Jahren setzt sich die unbefristet staatlich anerkannte SRH-Fernhochschule – The Mobile University dafür ein, dass Studierende ihren Traum vom Hochschulabschluss in jeder Lebenssituation verwirklichen. Mehr als 130 Mitarbeitende begleiten und unterstützen jedes Jahr rund 9.900 Menschen auf ihrem individuellen Bildungsweg. 49 staatlich anerkannte Bachelor- und Master-Studiengänge sowie zahlreiche Hochschulzertifikate im Online-Studium geben schon heute eine Antwort auf das, was morgen gefragt ist. Die Fernhochschule hat getreu dem Motto „Menschen machen Nachhaltigkeit“ unterschiedliche Interessengruppen – allen voran die Studierenden, Mitarbeitenden und Lehrenden – von Anfang an in die Erstellung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie einbezogen. Auf Grundlage der berechneten Treibhausgasbilanz und einer Befragung aller Stakeholder zu ihren Erwartungen an die Hochschule haben sich Arbeitsgruppen an die Ausarbeitung einer ganzheitlichen Strategie gemacht.

www.mobile-university.de

Mehr zur Nachhaltigkeitsstrategie der Hochschule gibt es unter https://www.mobile-university.de/ueber-uns/nachhaltigkeit/ SRH

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