Zahlreiche Highlights
Die Messe München hat nach zwei verlustreichen Pandemie-Jahren fast schon zur alten Stärke zurückgefunden. Die Redaktion sprach darüber mit den CEOs Dr. Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel.

Insgesamt rund 3.200 Aussteller aus 60 Ländern nahmen im Oktober 2022 an der Weltleitmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte in München teil.
Wie verlief das vergangene Jahr für die Messe München?
Dr. Reinhard Pfeiffer: Im vergangenen Jahr ist es uns als Messegesellschaft gelungen, zu solider Stärke zurückzufinden. Unser Messegeschäft ist erfolgreich zurückgekehrt. Besonders stark waren die drei vergangenen Quartale im Jahr 2022 mit rund 40 Eigenveranstaltungen im In- & Ausland sowie rund 90 Gastveranstaltungen und einem starken Besucherniveau. Gerade Messen im Bereich Investitionsgüter und neuer Technologien sind wieder kraftvoll zurückgekommen und konnten vor allem bei der Internationalität punkten. Zugleich hat sich eindrucksvoll manifestiert, dass Präsenzmessen eines der wichtigsten Instrumente im Vertriebs- und Marketingmix sind und bleiben. Das ist eine hervorragende Basis für die nächsten Jahre und bestätigt uns auf unserem Weg, den Fokus auf organisches Wachstum zu setzen.
Mit welchen besonderen Herausforderungen hatten Sie zu kämpfen?
Stefan Rummel: Nach zwei pandemiebedingten Ausnahmejahren hieß es im vergangenen Jahr – einem der stärksten Messejahre – zunächst einmal, raus aus der Krise zu kommen und zu versuchen, die Folgen der Pandemie hinter sich zu lassen. Bis der Ukrainekrieg die Situation nochmals komplett verändert hat. Das Jahr 2022 war urplötzlich stark geprägt von einem Management multipler Krisenherde: Neben einem Krankenhaus auf unserem Gelände in Shanghai, hatten wir auf dem Gelände in München das Impfzentrum, das Contact Tracing Center und durch den Krieg – wie bereits in 2015 – auch wieder eine Flüchtlingsunterkunft beheimatet. Darüber hinaus mussten unsere Kunden und wir mit Fachkräftemangel, Lieferkettenproblemen, Energiesicherheitsthematiken, steigenden Energiepreisen und einer noch nie dagewesenen Inflation umgehen. All das hat unsere Mitarbeitenden in München und im Rest der Welt viel Kraft gekostet. Aber sie haben es am Ende nicht nur geschafft, diese Herausforderungen zu meistern, sondern das Jahr sogar noch finanziell erfolgreich zu beenden. Wir sind daher sehr stolz, was das ganze Team im vergangenen Jahr geleistet hat.

Was waren für Sie die Highlights des vergangenen Messejahrs?
Dr. Reinhard Pfeiffer: Das starke Messejahr 2022 war geprägt von einem dicht gedrängten Messekalender mit zahlreichen Highlights. Dazu gehörten aufseiten der Eigenveranstaltungen unter anderem die „Drinktec“ als globaler Wirtschaftsgipfel der Branche sowie die „Automatica“ oder „Expo Real“ als führende Fachmessen für Immobilien und Investitionen. Die „Bauma“ als flächenmäßig größte Messe der Welt manifestierte erneut die Innovationsfähigkeit der Branche und positionierte sich weiter als Kraftzentrum der Baumaschinenbranche. Auch die „Electronica“ wies 2022 als Weltleitmesse und Konferenz der Elektrotechnik beeindruckende Zahlen im Bereich der internationalen Besucher auf. Die weltweit führende Sportfachmesse „ISPO Munich“ begeisterte insbesondere mit Produktinnovationen und einem prominent besetzten Konferenzprogramm. Auch die Gastveranstaltungen in diversen Branchen trugen zu unserem starken Messejahr bei und setzten zahlreiche Highlight-Veranstaltungen. Besonderem Zuspruch erfreute sich im Mai die weltweit führende Fachmesse der Solarwirtschaft, „The smarter E Europe“. Mit über 65.000 Besuchern aus 149 Ländern informierten sie in zwölf Hallen und verzeichnete damit sogar 33 Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie bei der letzten regulären Veranstaltung im Jahr 2019. Der internationale Markt hielt ebenfalls im vergangenen Jahr positive Highlights bereit wie die „IFAT India“, „Electronica“, „Productronica“ und die „Glasstech Asia“. Außerdem erweiterte das „Transport Logistic Cluster“ sein weltweit umspannendes Netzwerk mit den Messen „Transport Logistic Americas“ und „Air Cargo Forum Miami“, welche im November in Miami unter Regie der Messe München stattgefunden haben.
Was erwarten Sie vom Messejahr 2023?
Stefan Rummel: Wir freuen uns auf ein intensives Messejahr mit 13 Veranstaltungen in Deutschland, 40 Veranstaltungen im Ausland sowie 91 Gastveranstaltungen und Kongresse. Daher ist unser Fokus auf das organische Wachstum essenziell, um auch die künftigen Geschäftsjahre mit einem positiven EBITDA abzuschließen. Nach vier Jahren finden im April die „Bau“, die Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme, sowie im Mai die „Transport Logistic“, die internationale Leitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain Management, wieder in Präsenz statt. Ein weiteres Highlight wird im Herbst die zweite Ausgabe der „IAA Mobility“ sein. Als weltweit progressivste Plattform für die Zukunft von Mobilität, Nachhaltigkeit und Technologie verbindet sie alle Unternehmen untereinander, die im Ökosystem Mobilität aktiv sind, mit neuen Zielgruppen.

In den vergangenen Jahren haben Sie Ihr Eigenmarkenportfolio stetig ausgebaut. Inwieweit wird diese Strategie auch in den kommenden Jahren weiterverfolgt?
Dr. Reinhard Pfeiffer: Unser Fokus liegt weiterhin auf dem organischen Wachstum, mit dem Ziel, auch künftig unsere Geschäftsjahre mit einem positiven EBITDA abzuschließen. Ein Beispiel für gelungenes, organisches Wachstum im Bereich der Eigenmarken war die erste „World of Quantum“, die der internationalen „Quantencommunity 2022“ erstmals eine eigene Plattform bot. Sie fand parallel zur „Laser World of Photonics“ im April vergangenen Jahres statt. Die Premiere stieß auf derart gute Resonanz, dass die Veranstalter für 2023 eine Fortführung planen, die im Rahmen einer weiteren Premiere in 2023 stattfinden wird. Ab 2023 findet die „Laser World of Photonics“ parallel zur „Automatica“ statt. Ein weiteres Beispiel war die „Digital Bau“, die zum zweiten Mal seit 2020, jetzt im Juni 2022 mit 330 Ausstellern und damit mit einem Ausstellerzuwachs, reüssierte.
Welche Trends werden Ihrer Ansicht nach das Messegeschehen der Zukunft maßgeblich beeinflussen?
Stefan Rummel: Als Unternehmen verfolgen wir aktuell zwei Trends, die ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit in der Zukunft sind: Zum einen wird unser Geschäft entlang der Wertschöpfungskette deutlich technologie- und datengetriebener werden, auch mithilfe von Marktplattformen einzelner Branchen. Beispielhaft für den digitalen Ansatz, welchen die Messe verfolgt, startet neu in diesem Jahr die „Bau Insights“ als erste personalisierte und interaktive Informationsplattform der Bauindustrie und erweitert die physische Messe „Bau“ auf 365 Tage im Jahr.
Der zweite Trend ist das Thema Nachhaltigkeit, das die Messe schon seit vielen Jahren vorantreibt und inzwischen zu einer der wichtigsten Säulen der strategischen Grundrichtungen geworden ist. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie gehen wir gemeinsam mit Ausstellern und Besuchern den Weg in eine nachhaltige Zukunft, mit dem Ziel der CO2-Neutralität bis 2030. Das Thema Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren von der Messe München noch konsequenter vorangetrieben. Dabei stehen neben vielen einzelnen Maßnahmen besonders die Themen Abfallentsorgung und Energiemix auf der obersten Prioritätenliste. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft, den richtigen, zukunftsorientierten Energiemix und natürlich CO2-Neutralität. Hier befinden wir uns heute am Anfang eines breit angelegten Transformationsprogramms. Denn es steht außer Frage, dass nachhaltiges Handeln als Unternehmen und die Durchführung nachhaltiger Events in unserer Branche ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein wird, beziehungsweise heute schon ist.