Messen & Kongresse
Die News Juli/August 2022

Zuhause in der Dreidimensionalität

Dimah weitet Markenraum-Ansatz auf andere Bereiche aus

Das Familienunternehmen Dimah hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen herausragenden Ruf erarbeitet, unter anderem im Bereich Messebau und mit seinen Shop-in-Shop-Lösungen. Jetzt wurde der Generationswechsel an der Spitze eingeleitet – in einer sehr herausfordernden Zeit.

Hendrik Fuchs
Lesezeit: ca. 7 Minuten
Dimah

Herr Scholz, Sie sind seit dem 23. Mai neben Herrn Hamid neuer Dimah-Geschäftsführer. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Jonas Scholz: In bin als Architekt und Leiter der Planung bereits seit rund zehn Jahren beim schwäbischen Familienunternehmen tätig. Vor allem drei Dinge haben mich dazu veranlasst, nach und nach die gesamte Geschäftsleitung zu übernehmen: Da ist einmal die Aufgabe selbst, dann die hohe Identifikation mit der Firma und das Bedürfnis, dem Unternehmen etwas zurückzuzahlen – für das große Vertrauen, was mir über die Jahre entgegengebracht wurde. Vor meiner Tätigkeit bei Dimah war ich bei einem großen Konzern angestellt. Die dort etablierten Strukturen, die es erforderlich machten, viele Formulare ausfüllen zu müssen, um überhaupt etwas machen zu können, waren irgendwann nicht mehr meine Welt. Daher habe ich damals ein Unternehmen mit flacheren Hierarchien gesucht. Hier bei Dimah gab es nur einen Kapitän, der sich auf sein Team verlassen kann. Er steuerte den Dampfer und wenn man den Kurs des Schiffes ändern wollte, musste man nur ihn überzeugen und nicht noch zig andere. Das gefiel mir. Mich hat auch beeindruckt, wie es Herrn Hamid gelungen ist, aus dem Nichts ein solch erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Dazu beigetragen hat auch, dass er seinen Mitarbeitenden viele Freiräume gegeben hat, sich zu entwickeln. Das erfordert natürlich ein hohes Maß an Vertrauen. In meinem Fall war es so, dass ich irgendwann teils auch weitreichendere Entscheidungen fällen konnte, obwohl ich noch nicht Geschäftsführer war.

Zudem ist die Aufgabe, die angefangenen Entwicklungen über das Thema des Messebaus hinaus die nächsten Jahre weiterzuführen, sehr spannend und ich nehme diese sehr gerne an. Ich freue mich darauf, in der jetzigen Position als Geschäftsführer alles dafür zu tun, dass wir in der Branche auch in Zukunft immer vorne mitspielen. Ich sehe das nicht als Job, sondern als Leidenschaft, der ich mit viel Herzblut nachgehen kann.

Mitten im Generationswechsel: Jonas Scholz und Mossadegh Hamid (v.l.) Hendrik Fuchs

Die Corona-Pandemie hat das Messegeschehen zum kompletten Erliegen gebracht. Das Unternehmen hat die Zeit genutzt, um das Geschäftsmodell zu hinterfragen. Was hat sich in den vergangenen zwei Jahren konkret verändert?

Mossadegh Hamid:DiePandemie hat uns zu einem Zeitpunkt getroffen, als bei uns alles eigentlich bestens lief. Die Auftragsbücher waren voll und die Kessel haben bei uns geglüht. Als bekannt wurde, dass das gesamte Messegeschehen auf Null heruntergefahren wird, waren wir gerade auf der Euroshop in Düsseldorf, der internationalen Fachmesse des Handels unter anderem für Ladenbau, Ladeneinrichtung, Store Design, Verkaufsförderung und POS-Marketing. Dort hatten wir sehr viel Geld in unsere Präsenz gesteckt. Als erstes setzten wir uns zusammen, um auszuloten, welche Optionen uns in einer solchen Situation bleiben, wo wir aber auch neue Chancen sehen. Da ging es unter anderem darum, sich darauf zu besinnen, was wir können und einfach mal drauf loszuspinnen. Eine unsere Stärken ist ja die Innenarchitektur. Da kam dann unter anderem die Frage auf, ob wir ein Haus kaufen und es mit unserem Know-how ausbauen sollen oder im Bereich Tiny Houses aktiv werden wollen. Diese Ideen mussten wir aber wieder verwerfen. Wir haben uns stattdessen dazu entschlossen, unser Know-how rund um Innenarchitektur, Innenausbau und die Marke als Raum auch in anderen Bereichen außerhalb des Messebaus stärker auszuspielen.

Jonas Scholz: Rückblickend war diese Phase, zumindest für eine kurze Zeit, auch eine Erleichterung für uns, weil wir einmal durchschnaufen konnten und genügend Zeit gefunden haben, in Ruhe am Unternehmen zu arbeiten. Unsere Stärke, unser Alleinstellungsmerkmal, ist seit vielen Jahren die Arbeit mit eigenen Architekten. Und Architekten können noch viel mehr bauen als nur Messestände. Dieses Potenzial, was wir bis zur Pandemie viel zu selten abgerufen haben, wollen wir künftig viel stärker nutzen und auch nach außen kommunizieren.

Mossadegh Hamid: Eine sehr wichtige Erkenntnis war auch, dass wir nicht quantitativ, sondern qualitativ wachsen wollen. Qualitativ heißt, dass wir zufrieden sind mit den Umsätzen und Kunden, die wir haben; dass wir das Ziel verfolgen, unseren Kunden einen maximalen Nutzen zu bieten und mit ihnen nachhaltige und langfristige Verbindungen aufbauen.

Marke, Raumbildung und Architektur im Einklang. Markenraumkonzept für Mikron SA Agno, umgesetzt auf der EMO. Dimah

Sie haben Ihren Fokus noch stärker auf Ihre Kernkompetenz „Markenraum“ ausgerichtet. Was ist darunter zu verstehen?

Mossadegh Hamid: Mit Herrn Scholz kam jemand zu uns ins Unternehmen, der nicht nur eine hohe Leidenschaft mit dem Thema Marke verbindet, sondern auch die notwendige Fachkenntnis als Architekt auf diesem Gebiet zu Dimah mitbrachte. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, das Unternehmen in die Richtung Markenraum zu entwickeln.

Jonas Scholz: Eine unsere Philosophien ist es, den Raum als Markenbotschafter zu sehen. Früher waren es technische Aspekte und Produkte, mit denen sich Firmen von der Konkurrenz abheben konnten. Heute bietet der Aufbau einer eigenen Marke für Unternehmen aller Größen die Möglichkeit, ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal zu generieren. Diese erschöpft sich unserer Meinung nach nicht nur in einem ein- oder zwei-, sondern in einem dreidimensionalen Corporate Design. Das heißt, wir kommunizieren eine Marke als und nicht nur im Raum. Das ist für manche Unternehmen ein Möbelstück, in dem ich mich als Marke wiederfinden kann, für andere ist es der Empfangsbereich, das ganze Gebäude oder eben der Messestand. Viele haben noch nicht erkannt, dass es nicht ausreicht, ein Logo oder eine Website zu haben, sondern dass es wichtig ist, sich auch räumlich zu präsentieren. Dafür sind wir da. Wir analysieren die Marke, die Firmenphilosophie im Detail, um herauszufinden, wie das Unternehmen räumlich dargestellt werden muss, um seine Ziele zu transportieren. Die Firma muss sozusagen lesbar und wiedererkennbar werden.

Mossadegh Hamid: Wir vergleichen ein Unternehmen mit einem Menschen. Der Mensch besteht aus seinem Körper und seinen Eigenschaften. Die Eigenschaften machen die Persönlichkeit beziehungsweise die Marke aus. Das müssen wir zusammen mit unserem Kunden herausarbeiten und als erlebbaren Raum umsetzen.

Jonas Scholz: Und der Mensch drückt seine Persönlichkeit gerne über seine Kleidung, sein äußeres Erscheinungsbild, aber auch über die Einrichtung seiner Wohnung aus – eben so, wie er sich sieht und sich wohlfühlt. Aufs Unternehmen übertragen, sehen wir unsere Aufgabe darin, einen passenden Marken-Maßanzug zu erschaffen.

Mossadegh Hamid: Diese Erkenntnis setzt sich bei den Unternehmen nur langsam durch. Kürzlich hat uns aber ein größerer Mittelständler kontaktiert, der bei uns ursprünglich nur ein Angebot für einen Messestand einholen wollte, dann aber auf unserer Homepage unseren Markenraum-Ansatz entdeckte. Die Geschäftsleitung wurde neugierig, lud uns ein, unsere Denk- und Herangehensweise in Sachen Markenraum im Rahmen einer Präsentation näher zu erläutern. Die Geschäftsleitung zeigte sich danach so begeistert, dass wir jetzt sogar unsere Expertise bei der kompletten Kernsanierung der Firmenzentrale mit einbringen dürfen. Die haben es verstanden. Den Auftrag für den Messestand gab es obendrauf.

Der Firmenname soll entsprechend modifiziert werden …

Jonas Scholz: Das ist korrekt. Wir möchten unsere eigentlichen Kompetenzen und die Leistungen, die wir anbieten, etwas klarer herausstellen. Dafür soll im ersten Schritt das „Messe + Event“ entfernt werden, das eigentlich nur ein Teil der Spielwiese beschreibt, auf der wir uns bewegen. Hinzu kommt das Wort „Markenraum“. Wir werden daher in Kürze als Dimah Markenraum GmbH auftreten. Messebauer gibt es viele, Markenraumentwickler eben nicht. Dazu kommt, dass wir schon immer ein Hybrid sind. Wir haben ein sehr starkes konzeptionelles Leistungsangebot, aber eben auch die gleichzeitige Kompetenz, dies unter anderem mit unseren Architekten und Handwerkern umzusetzen. Diese in unserem Selbstverständnis stark zusammenhängenden Leistungen sollen aber auch zielgruppen- und bedarfsgerecht vom Markt wahrgenommen werden.

Herr Scholz, was ist Ihnen mit Blick in die Zukunft in Kontext Dimah besonders wichtig?

Jonas Scholz: Mir ist besonders wichtig, dass der Familienunternehmen-Gedanke der Firma erhalten bleibt – Verantwortung zu haben für sich, aber auch gegenüber den Mitarbeitenden, Geschäftspartnern, Kunden und der Gesellschaft. Bei Letzterem geht es unter anderem um das Thema Nachhaltigkeit. Die Messebranche ist ja mit ihren temporären Bauten nicht gerade bekannt dafür, besonders nachhaltig zu sein. Daher sehe ich eine Aufgabe darin, Lösungen und Konzepte zu finden, um hier jenseits vom Greenwashing einen großen Schritt vorwärts zu gehen und Ökonomie und Ökologie besser in Einklang zu bringen. Und noch zum Aspekt Familienunternehmen: Wichtig ist mir der familiäre und partnerschaftliche Umgang innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Dazu gehört ein gegenseitiges Agieren auf Augenhöhe, das auf einer werteorientierten Charta basiert. Nur so sind wir in der Lage, gemeinsam mit unseren Kunden passende Lösungen zu entwickeln.

Herr Hamid, wie haben Sie denn die Nachfolge innerhalb der Unternehmerfamilie geregelt?

Mossadegh Hamid: Dimah soll auf jeden Fall ein Familienunternehmen bleiben. Meine drei Töchter, alle in ihren Jobs und ihrem Handeln sehr erfolgreich, werden Gesellschafterinnen. Meine Frau und ich bleiben Gesellschafter. Die Anteile werden auf alle demokratisch verteilt. Es ist alles soweit vorbereitet und muss nur noch notariell bestätigt werden. Herr Scholz ist als Geschäftsführer angestellt und verfügt bis jetzt noch nicht über Anteile an der Firma – die Option steht ihm aber offen.

Ich selbst werde noch einige Zeit im Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter tätig sein, bin aber bereits jetzt nicht mehr in alles involviert. Ich kümmere mich hauptsächlich um den Bereich Marketing, eine Herzensangelegenheit von mir.

Jonas Scholz: Unser Miteinander würde ich so beschreiben: Ich bin der Bundeskanzler und er der Bundespräsident, der mehr und mehr repräsentative Aufgaben übernimmt.

www.dimah.de