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19. Januar 2012

Druckmaschinenhersteller Manroland wird zerschlagen

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Der insolvente Druckmaschinenhersteller Manroland wird zerschlagen, und rund 2.200 Arbeitsplätze in Deutschland fallen weg. Das hat der Gläubigerausschuss am Mittwoch in Augsburg beschlossen. Am härtesten trifft es den Standort Offenbach, wo nach Angaben von Insolvenzverwalter Werner Schneider rund 1.000 Stellen gestrichen werden. Erst am Dienstag hatte der Konkurrent und Weltmarktführer Heidelberger Druck angekündigt, 2.000 Stellen abzubauen. Die Landesregierung in Hessen zeigte sich prinzipiell offen für eine Landesbürgschaft zur Rettung des Offenbacher Werks.

Zwei Monate nach der Pleite von Manroland verkündete Schneider am Mittwoch ein Konzept für den Erhalt aller drei deutschen Standorte – allerdings mit nur noch 2.500 statt bisher 4.700 Beschäftigten: Der Gläubigerausschuss votierte für die Zerschlagung des Konzerns und den Verkauf des größten Werks Augsburg an die Lübecker Possehl-Gruppe.

Das Familienunternehmen sicherte zugleich langfristige Lieferbeziehungen mit dem Werk im sächsischen Plauen zu, das vorerst vom Management und vom Insolvenzverwalter als neuen Eigentümern fortgeführt wird. Diese Lösung stelle eine Auslastung sicher, und eine spätere Beteiligung von Possehl am Plauener Werk sei in Aussicht, erklärte Schneider.

Das Werk in Offenbach soll ebenfalls vom Management zusammen mit dem Insolvenzverwalter übernommen und saniert werden. Sobald ein anderer Investor gefunden ist – im Gespräch sind Chinesen – will Schneider aussteigen. Diese Lösung habe eine solide wirtschaftliche Basis und gute Zukunftsaussichten, brauche zur Finanzierung aber eine Bürgschaft der hessischen Landesregierung, sagte Schneider. „Im Grunde genommen beginnt jetzt für Offenbach die zweite Runde“, sagte er. „Wir haben nicht alle Zeit der Welt, aber eine gewisse Basis.“

Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) sagte am Mittwochabend der dpa in Frankfurt, „die Landesregierung ist gesprächsbereit, alle Möglichkeiten zu untersuchen und zu unterstützten, um Arbeitsplätze am Standort Offenbach zu erhalten“. Er fügte hinzu: „Wir führen Gespräche mit dem Insolvenzverwalter. Uns ist zugesagt worden, uns das Konzept vorzulegen, das heute im Gläubigerbeirat diskutiert wurde. Daraufhin werden wir überprüfen und Gespräche führen, ob die Möglichkeit besteht, eine Landesbürgschaft zu gewähren. Dazu brauchen wir jetzt aber nähere Unterlagen.“

„Die Hängepartie geht weiter“, sagte die örtliche IG Metall-Bevollmächtigte Marita Weber. „Die Beschäftigten bei Manroland in Offenbach sind enttäuscht, dass die Rettung von Manroland nicht ihren Standort umfasst.“ In Augsburg sollen von rund 2.200 nur noch 1.500 Stellen übrig bleiben, in Offenbach von 1.760 noch 750 und in Plauen von 680 noch 290. Die bisherigen Manroland-Eigentümer Allianz und MAN haben bereits 24 Millionen Euro für Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften zugesagt.

Die IG Metall trägt die Lösung im Kern mit. Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von Manroland ist, sagte: «Damit ist ein Standort durch einen breit aufgestellten Mittelständler gesichert. Jetzt müssen sich alle Anstrengungen darauf richten, auch für die anderen Standorte tragfähige Lösungen für eine langfristige Fortführung zu finden.“